Die Mönche im Kloster Einsiedeln SZ werden immer älter. Und Junge treten kaum noch ein. Immer weniger Männer wollen ihr Leben ganz dem Herrn und der klösterlichen Gemeinschaft verschreiben. Karriere, Familie und Ausgang? Hinter klösterlichen Mauern undenkbar.
Lebten vor 20 Jahren 120 Benediktiner in Einsiedeln, sind es heute noch deren 60. Mit einem neuen Angebot will das Kloster nun jungen Männern zwischen 18 und 25 Jahren das klösterliche Leben schmackhaft machen. Als Mönche auf Zeit können sie zwei Wochen lang im Kloster leben. In einem Zimmer, karg möbliert mit einem Bett, zwei Stühlen und einem Schreibtisch.
Nichts für Langschläfer
Die Schnupper-Mönche wohnen mindestens zwei Wochen im Gästebereich des Klosters und nehmen am religiösen Leben teil. Für Kost und Logis kommt das Kloster auf. Wer friedliche Gratis-Ferien in Einsiedeln machen will, ist aber an der falschen Adresse. Die Volontäre sollen den klösterlichen Alltag aus nächster Nähe miterleben. Und das ist definitiv nichts für Langschläfer.
Konkret: Der Tag startet schon um 7.15 Uhr mit einem Morgengebet. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit den Mönchen erhalten die Schnupper-Mönche einen «geistigen Input». «Das kann ein Bibelzitat sein. Oder auch ein Detail auf einem Kirchengemälde», sagt Initiant Pater Cyrill Bürgi (40) der «Neuen Schwyzer Zeitung». Dann gehts an die Arbeit. Die jungen Männer arbeiten im Garten oder kümmern sich um die Pilger. Abgeschlossen wird der klösterliche Tag um 20 Uhr mit einem Abendgebet.
«Wir Mönche gehen früh ins Bett»
Die Mönche ziehen sich dann in ihre Zellen zurück. «Wir Mönche gehen gerne früh ins Bett», sagt Pater Cyrill. Nicht so die Schnupper-Mönche. Die dürfen nach vollbrachtem Tageswerk sogar noch in den Ausgang. «Frauenbesuche im Kloster sind aber verboten.»
«Mit unserem Angebot wollen wir keine Mönche züchten», sagt Pater Cyrill. Man wolle den jungen Männern die Möglichkeit bieten, die eigene Berufung zu finden. «Wer im Kloster lebt, der wird automatisch mit der Frage nach dem Sinn des Lebens konfrontiert», sagt er. Die Chancen, dass der eine oder andere Kloster-Tester dann aber in Einsiedeln hängen bleibt, stehen nicht schlecht. Das Angebot scheint einem Bedürfnis zu entsprechen. Es haben sich bereits zehn Männer angemeldet.
«Ich will zur Ruhe kommen»
Einer von ihnen ist Markus Wüthrich (24) aus Meinisberg BE. Der gelernte Landschaftsgärtner will in Einsiedeln den Alltag hinter sich lassen. «Ich will zur Ruhe kommen», sagt er. Angst vor dem strukturierten Tagesablauf mit mehreren Gebten und viel Arbeit hat er nicht. «Geistig an meine Grenzen kommen, werde ich aber sicher.»