Der neue Gotthard-Basistunnel ist ein Erfolg – die Anzahl der Zugreisenden ins Tessin und zurück hat seit der Inbetriebnahme im Dezember 2016 um 30 Prozent zugenommen.
Der Erfolg hat aber auch seine Schattenseiten, wie «20 Minuten» heute schreibt. So hätten SBB-Mitarbeiter in überfüllten Zügen Passagiere aus dem Zug geworfen, weil im längsten Eisenbahntunnel der Welt ein strenges Notfallkonzept angewandt wird.
Reto Schärli, Mediensprecher der SBB, wehrt sich: Niemand sei rausgeschmissen worden, Passagiere wurden lediglich darum gebeten, die Züge zu verlassen und auf die nächsten Verbindungen zu warten. Diese Massnahme sei nötig, «wenn sämtliche Sitzplätze besetzt sind und die Reisenden nicht nur auf den Plattformen stehen, sondern auch die Gänge voll belegt sind».
Seit Dezember 2016 waren 700 Passagiere davon betroffen – als Entschuldigung haben die SBB ihnen einen Fünf-Franken-Gutschein gegeben.
«Im Sommer braucht es permanent Extrazüge»
Wenig begeistert von dieser Massnahme ist Edwin Dutler, Vorstandsmitglied von Pro Bahn Schweiz. «So etwas darf nie mehr passieren», sagt Dutler. Zwar habe er Verständnis dafür, dass auch die SBB anfänglich vom Erfolg der neuen Strecke überrascht worden seien und es sei richtig, der Sicherheit Vorrang zu geben. Doch jetzt müssten vernünftige Massnahmen getroffen werden, um das Problem lösen zu können.
Für Dutler ist klar: «Es braucht den ganzen Sommer Extrazüge auf dieser Strecke.» So, wie es die SBB am vergangenen Pfingstwochenende gelöst haben, sei es vorbildlich gewesen.
Reklamationen bereits im Februar
SBB-Mediensprecher Schärli bestätigt, dass sie vor allem zwischen Weihnachten und Neujahr vom Ansturm der Reisenden überrascht worden seien. «Daraus haben die SBB jedoch Lehren gezogen», so Schärli.
So setzten die SBB zuletzt an Pfingsten 34 Extrazüge ein, um den vielen Nord-Süd-Reisenden einen Sitzplatz bieten zu können. Dutler begrüsst das, findet aber: «Um auf eine solche Lösung zu kommen, braucht es keine teure Beratungsfirma oder Studien.»
Die Bahnkundenvereinigung Pro Bahn hat denn auch bereits im Februar in der «Luzerner Zeitung» kritisiert, dass die Platzverhältnisse auf der Nord-Süd-Verbindung schlecht seien. (fr)