Eine Gondel, die in 480 Meter Höhe über der Gotthard-Passstrasse schwebt, eine Seilbahn vom Bahnhof Göschenen direkt ins Skigebiet Nätschen, mehr als 200 Kilometer Skipiste, davon 70 Prozent künstlich beschneit: Willkommen im Andermatt der Zukunft!
Treiber des Megaprojekts ist der ägytische Investor Samih Sawiris (52). Mehr als eine Milliarde Franken steckt er in sein neues Resort in Andermatt UR. Mit sechs Hotels, 490 Wohnungen und 25 bis 30 Villen ist Neu-Andermatt das grösste Bauvorhaben im Alpenraum.
Skitechnisch ist die Region heute aber noch Entwicklungsgebiet. Normalfahrer bekommen in den steilen Hängen aber schnell weiche Knie. Das will Sawiris ändern: Zusammen mit den Andermatt Gotthard Sportbahnen (AGS) und den Sedruner Bergbahnen will er Andermatt zu einem massentauglichen alpinen Tummelplatz umbauen. «Das neue Ferienresort ist auf einen Ausbau des Skigebietes angewiesen», sagt Franz Steinegger (66), Verwaltungsratspräsident der AGS.
SonntagsBlick liegt der Masterplan des Büros Ecosign vor. Die Kanadier sind weltweit die erste Adresse bei der Planung von Skiresorts. Von ihnen stammen die Entwürfe für die Anlagen der Olympischen Spiele in Whistler (CDN) und Sotschi (RUS). Nach ihren Plänen soll sich Andermatt in drei Etappen zu einer Top-Destination mausern.
1. Etappe: Anstelle von sechs bestehenden Sessel- und Skiliften entstehen neue Gondel- und Vierersesselbahnen. Vier Anlagen kommen neu hinzu, darunter die Anbindung zum Skigebiet Sedrun (siehe Grafik).
2. Etappe: Eine Seilbahn von Göschenen auf den Gütsch soll Tagestouristen direkt ins Skigebiet bringen. Zusätzlich erschliesst eine Gondelbahn das Gebiet um den St.-Anna-Gletscher.
3. Etappe – die Krönung des Sawiris-Wintertraums: Pendelbahn vom Nätschen zur Gurschenalp, quer über die Gotthard-Passstrasse hinweg. «Damit könnten wir das gesamte Skigebiet zusammenbringen», sagt Steinegger.
Eine ähnliche Bahn exisitiert bereits im südwestkanadischen Whistler Blackcomb. Mit 4,4 Kilometern ist diese deutlich länger als die Seilbahn über Andermatt. Letztere wäre aber höher: In knapp 480 Metern würde sie über den Talboden hinwegsurren. «Das wäre Weltrekord», bestätigt Benno Nager (53), Projektleiter bei der AGS. Whistler kommt auf 436 Meter.
«Technisch ist die Seilbahn realisierbar», sagt Istvan Szalai (50), CEO beim Bahnbauer Garaventa, dessen Mutterkonzern auch Whistler baute. «Kommerziell sind aber noch viele Fragen offen», sagt Steinegger. Rund 200 Millionen Franken wird das Gesamtprojekt verschlingen. Die Kosten für die Verbindungsbahn schätzt Nager auf mindestens 16 Millionen Franken.
Allerdings: Marketingmässig würde Sawiris’ Superseilbahn Andermatt europaweit in eine eigene Liga katapultieren. Das weiss auch Skilegende Bernhard Russi (61), der bei Sawiris im Verwaltungsrat sitzt. Er sagt: «Bis wir in Andermatt so weit sind, ist es noch ein langer Weg.»