Richtig dicke Post gabs für Giuseppe Vallelonga: einen Zahlungsbefehl über 44 Millionen Franken. «Ich drehe beinahe durch», stöhnt der 49-Jährige. «Schliesslich erhielt ich aus der Beute keinen einzigen Rappen. Und nun soll ich für die ganzen verschwundenen Millionen aufkommen.»
Vallelonga gilt als Organisator des Jahrhundertraubs auf die Fraumünsterpost. Über 53 Millionen erbeuteten die Räuber – davon fehlen bis heute 27573251 Franken.
Der Gelbe Riese will das Geld nun von Vallelonga zurück. «Nebst Zins zu 5% seit 1. 9. 1997», steht auf dem Zahlungsbefehl. Mit Zins und Zinseszins macht das 44 Millionen – zu überweisen innert 20 Tagen.
Vallelonga hat damals den Fraumünsterpöstler Marcello S.* mit Räuberboss Elias «Mimo» Alabdullah (42) zusammengeführt. «Dafür hat Mimo mich fies ausgetrickst», sagt Vallelonga.
Statt der erhofften Beute kam die Polizei. Vallelonga kassierte 33/4 Jahre Knast. Beim Raub selber war er nicht dabei. «Noch heute stottere ich monatlich 150 Franken Gerichtskosten ab.»
Nach über 200 erfolglosen Bewerbungen hat der Vater von drei Kindern heute wieder Fuss gefasst. Ganz in der Nähe seines einstigen Spielsalons ist er Geschäftsleiter der Punto-Bar beim Bahnhof Oerlikon.
Und nun diese Forderung der Post. «Eine Frechheit», sagt Vallelonga. «Der Coup war nur möglich, weil das Sicherheitskonzept der Post völlig dilettantisch gewesen ist.»
Wird Vallelonga noch heute auf den Jahrhundertraub angesprochen? «Nicht direkt. Doch es kommt vor, dass in einer Beiz wildfremde Leute über Vallelonga sprechen. Ich stehe dann daneben und höre interessiert zu», erzählt der Beizer amüsiert. «Doch zu erkennen gebe ich mich natürlich nicht.»
Sein Anwalt Valentin Landmann hat gegen den Zahlungsbefehl Rechtsvorschlag erhoben. «Wir bestreiten diese Forderung. Bis heute hat die Post nicht darlegen können, wie viel Geld noch fehlt.»
Und was sagt die Post? «Es geht um Solidarhaftung und verjährungsunterbrechende Massnahmen. Sie betreffen alle Personen, die damals am Raubüberfall beteiligt waren», sagt Richard Pfister, Leiter der Post-Medienstelle. «Leider wissen wir nicht von allen, wo sie sich aufhalten.»
Vallelongas Pech. Bei ihm weiss die Post, wo sie die Post hinschicken muss.
*Name der Redaktion bekannt