Wo bleibt der Sommer?
Der Jetstream ist schuld am miesen Wetter!

Seit Wochen wartet die Schweiz vergeblich auf den Sommer. Nun ist der Schuldige gefunden: Der Jetstream lässt uns im Tief versinken.
Publiziert: 19.06.2016 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:27 Uhr
Das nass-graue Sicht auf das Marzilibad Anfangs Juni in Bern.
Foto: LUKAS LEHMANN

Am Dienstag ist kalendarischer Sommerbeginn. Trotzdem herrschen in der Schweiz und rundherum noch immer herbstliche Zustände. Ganz Mitteleuropa wird kontinuierlich von miesem Wetter geplagt.

«Gewitter bleiben praktisch stehen»

Grund für die nassen Wochen sei der abgeflaute Jetstream, schreibt die «NZZ am Sonntag». Die Luftdruckunterschiede über Mitteleuropa waren sehr gering, es war kaum Wind vorhanden und deshalb blieben die Gewitter praktisch stehen. «Mittlerweile hat der Höhenwind wieder Fahrt aufgenommen», sagt Daniel Gerstgrasser von Meteo Schweiz.

Seit einigen Jahren wehe der Höhenwind immer häufiger in grossen Schleifen um den Planeten. Diese Dynamik entsteht, weil die Sonne die Erde unterschiedlich stark erwärmt: In den Tropen ist es heiss, an den Polen eisig. Die Atmosphäre sorgt für einen Ausgleich: Höhenwinde transportieren die Kaltluft nach Süden und Warmluft nach Norden. Sein grösstes Tempo erreicht er üblicherweise im Winter.

Ein heftiges Gewitter in Bern. (Archiv)
Foto: PETER KLAUNZER

Normalerweise breiten sich fünf bis neun kurze und flache Schleifen über der Nordhalbkugel aus und sorgen für das typische mitteleuropäische Wetter: Mässig warm und immer mal wieder einen Gutsch Regen.

Jetstream weitet sich mehr aus

Seit einigen Wochen zeigt sich aber ein neues Phänomen: Der Jetstream weitet sich in wenigen Schleifen weit nach Süden und nach Norden aus. Das Wetter wird dadurch entlang der Längengrade bestimmt und sorgt für anhaltend gleiche Wetterverhältnisse – und die folgenschweren Konsequenzen: Ist es trocken, droht eine Dürre, regnet es, droht Hochwasser.

Anfang Juni war geprägt von Regen, Hochwasser und Schlammlawinen. Im Bild eine überflutete Strasse in Dottikon. (Archivbild)
Foto: ENNIO LEANZA

Letztes Jahr hatten wir Glück: Die Schweiz wurde von einem Hoch beehrt, dass uns die ganze Saison lang mit sonnigem Sommerwetter versorgte. Dieses Jahr jedoch ist es ein Tief, das sich bei uns eingenistet hat und für «länger trübes und regnerisches Wetter» sorgt, sagt Meteorologe Gerstgrasser.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Forscher rätseln über die Ursache der Veränderungen des Jetstreams. Die Wetterlage ist zwar ein Hinweis auf den vom Menschen verursachten Klimawandel, aber kein Beleg dafür. Zumindest sind die Aussichten für nächste Woche bereits etwas sonniger – obwohl eine grundlegende Umstellung der Grosswetterlage nicht in Sicht ist. (kra)

Es gibt Hoffnung: Juli und August sind noch nicht vorbei. (Symbolbild)
Foto: ARNO BALZARINI
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