Die 32-jährige Rute de Sousa war im neunten Monat schwanger. Ihr ungeborenes Kind hatte bereits einen Namen: Lizéa.
Doch letzte Woche - zwei Wochen vor dem Geburtstermin - bekam Rute Fieber und liess sich ins Universitätsspital Lausanne (CHUV) einweisen. Jetzt sind Mutter und Kind tot.
Wie konnte das in einem Schweizer Spital passieren? Die Familie von Rute de Sousa (†32) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ärzte – etwa ein Dutzend Angehörige fanden sich gestern im Spital ein und forderten Antworten.
«Ich werde bis am Ende kämpfen, um Licht in diese Sache zu bringen», sagt Zymer Hadergjonaj, der Ehemann der verstorbenen Rute und Vater der kleinen Lizéa, die das Licht der Welt nie erblicken durfte, der Westschweizer Zeitung «Le Matin». Die Verwandten reisten extra aus Deutschland, dem Kosovo und Portugal an, um die Spitalleitung zur Rede zu stellen.
Offene Fragen zur Todesursache
Laut Darstellung der Ärzte litt Rute an einer extrem seltenen A-Streptokokken-Infektion. Sie musste sich übergeben und erhielt Antibiotika verabreicht. Das Kind musste per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden und starb nach der Operation. Weshalb das Baby nicht überlebte, ist unklar. Die Ärzte können nur sagen, dass die häufigste Todesursache bei einem Kaiserschnitt – eine Lungenembolie – ausgeschlossen werden kann.
Zum Tod der Mutter habe schliesslich beigetragen, dass sich ein in ihrem Hals platzierter Schlauch verschoben habe, ohne dass ein Alarm losgegangen sei. Etwa 24 Stunden nach dem Zwischenfall sei Rute verstorben.
Leere Sauerstoffflaschen?
Wäre das Baby noch zu retten gewesen, wenn die Ärzte nur schneller reagiert hätten? Die Angehörigen vermuten, dass Schlamperei zum Tod der Mutter führte: Wer vergass, die leeren Sauerstoffflaschen aufzufüllen, als Rute mit Atemproblemen zu kämpfen hatte?
«Ich habe bereits alles verloren», sagt Vater und Ehemann Hadergjonaj. «Mir bleibt nur noch dieser Kampf. Die Spitalleitung macht mir keine Angst. Es ist zu meiner neuen Lebensaufgabe geworden, ihre Schuld zu beweisen.»
Die Spitalleitung weist darauf hin, dass alle medizinischen Eingriffe Risiken mit sich bringen. Sie leitete eine interne Untersuchung ein. Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung. (noo)