Das neue Schiff der Waadtländer Polizei auf dem Neuenburgersee muss bereits wieder ausgemustert werden. Das Luxus-Boot, das eine italienische Firma aus Neapel lieferte, ist untauglich für den Polizei-Einsatz.
Der Schiffbruch begann vor vier Jahren: Die Waadtländer Polizei unterzeichnete ein Abkommen mit ihren Kollegen aus den Kantonen Neuenburg und Freiburg. Die Waadtländer wollten auf dem Neuenburgersee die Kontrollen der Bootsfahrer und die Pikettdienste übernehmen.
Auftrag international ausgeschrieben
Das bisherige Rettungsboot der Waadtländer Polizei im Hafen von Yverdon VD taugte aber nicht für die neuen Aufgaben. Die Behörden in Lausanne beschlossen deshalb, dass ein neues Super-Schiff her müsse.
Weil ein neues Boot aber über 350'000 Franken kostete, wird der Auftrag international ausgeschrieben. Ein Waadtländer Bootsbauer, eine Berner Firma und mehrere ausländische Anbieter reichen Offerten ein, schreibt «Le Matin». Den Zuschlag erhielt schliesslich die Firma aus Neapel.
Ein Jahr Verspätung
«Das Schiff kostete 660'000 Franken», sagt der Sprecher der Waadtländer Kantonspolizei, Jean-Christophe Sauterel. Das alte Schiff wurde im Austausch extra nach Neapel verfrachtet, um den Kaufpreis für das neue Schiff etwas tiefer zu halten.
Erste Panne: Die Italiener liefern das neue Schiff mit über einem Jahr Verspätung im Dezember 2016. Damit nicht genug: Das brandneue Schiff entzündet sich fast, weil Benzin aus einem Leck ausläuft.
Schwere Mängel
Ein externer Experte kommt im Auftrag des Kantons zudem zum Schluss, dass das italienische Luxus-Schiff die Umweltnormen nicht erfüllt. Auch die Schweissnähte entsprechen nicht den Vorschriften und der Schiffsrumpf ist zu dünn.
Die elektrischen Installationen sind mangelhaft, sodass sogar durch Rost Löcher im Deck entstehen können. Selbst eine Reparatur in Höhe von 200'000 Franken, die die Behörden ursprünglich in Betracht zogen, könnte nicht alle Mängel beheben.
Schiffbauer ist unterdessen pleite
Die kantonale Verwaltung hat jetzt eine Untersuchung eröffnet, um die Auftragsvergabe zu überprüfen. «Wir fassen eine Strafuntersuchung wegen absichtlichem Betrug ins Auge», sagt Polizeisprecher Sauterel.
Sicher ist derzeit nur das: Der Bootsbauer aus Neapel ist unterdessen in Konkurs gegangen. Die Kosten für das Waadtländer Polizeischiff-Fiasko betragen bisher über 700'000 Franken.