Die fatale Karambolage passierte am 9. November 2010 auf dem Waffenplatz in Bure JU. Drei Radschützenpanzer prallen ineinander. 26 Armeeangehörige werden verletzt. Ein Soldat erleidet einen Schädelbruch. Andere haben Frakturen an Rücken, Bein oder Gesicht. An den Panzern entsteht ein Sachschaden von 457’539 Franken (BLICK berichtete).
Ecstasy, Kokain und Cannabis konsumiert
Erst sieben Jahre später kommts in Chur endlich zum Prozess. Heute und morgen stehen die Verantwortlichen vor dem Militärgericht. Doch heute Morgen geht es vor Gericht noch gar nicht um das Geschehene – der Prozess ist gar kurz vor dem Abbruch! Die Verteidigung macht Verfahrensfehler geltend. Heute Nachmitta wird entschieden, ob es weiter geht.
Angeklagt sind der Zugführer und zwei Fahrer der damaligen Infanterie RS 2-2/10. Laut Anklage erteilte der Leutnant falsche Befehle, ein Soldat bremste seinen Panzer zu spät, der andere fuhr unter Einfluss von Cannabis, Kokain und Ecstasy.
Rekonstruktionen zeigen: Bei der Übung Attaco läuft so ziemlich alles schief. Nach dem Mittagessen bricht der Zug 2 zum Manöver auf. Die Truppe verschiebt mit vier Piranha-Radschützenpanzern im Konvoi. Sie fahren vom Übungsdorf Nico zum Sektor Le Rondat. Ihr Tempo: 80 km/h. Um 13.47 Uhr passiert der folgenschwere Crash. Der Fahrer ganz hinten bemerkt zu spät, dass seine Kollegen vor ihm brüsk abbremsen, um abzubiegen. Es kommt zur Auffahrkollision zwischen drei Panzern.
Viel zu nah aufgefahren
Laut Anklage hielt der Unfallverursacher einen Abstand von maximal 30 Metern zum vorderen Panzer ein. Heisst: Er fuhr viel zu knapp auf! Ein Piranha-Radschützenpanzer mit vier Achsen hat bei Tempo 80 km/h einen Bremsweg von mindestens 58 Metern. «Zudem bremste er nicht sofort und nicht massiv bis zum Stillstand», so die Militärjustiz. Er habe so die Insassen der drei Panzer an Leib und Leben gefährdet. Der Fahrer ist angeklagt wegen fahrlässiger Körperverletzung, grober Verkehrsregelverletzung und Verschleuderung von Material.
Nur: Der Unfallfahrer handelte auf Befehl seines Zugführers. Dieser ordnete vor dem Manöver einen viel zu knappen Abstand von zehn Metern an. Für die Anklage ist klar: «Die Fahrer der Schützenpanzer sahen sich durch diesen wiederholten Befehl gezwungen, einen kürzeren Abstand als notwendig einzuhalten.» Unklar ist dagegen, weshalb der Leutnant dies verlangte: «Für die Anordnung gab es keinen dienstlichen Anlass.» Und: «Er setzte das Leben und die Gesundheit seiner Mannschaft einer ernsten Gefahr aus.»
Zugführer wegen Körperverletzung angeklagt
Der Zugführer ist angeklagt wegen fahrlässiger Körperverletzung, Gefährdung von Untergebenen, Anstiftung zur Verkehrsregelverletzung, Nichtbefolgen von Dienstvorschriften und Missbrauchs von Material.
Auch ein zweiter in den Unfall involvierter Fahrer muss sich heute vor dem Militärgericht verantworten. Er machte zwar keinen Fahrfehler, war aber auf Drogen. Im Anschluss an den Unfall untersuchten Experten seinen Urin und sein Blut. Das Ergebnis: Rückstände von Ecstasy, Kokain und Cannabis! Laut Militärjustiz konsumierte der Fahrer die Drogen am Samstagabend vor der Übung wissentlich und willentlich. Er ist angeklagt wegen Fahrens in unfähigem Zustand, Nichtbefolgen von Dienstvorschriften und Konsum von Betäubungsmitteln.
Auch nach dem schweren Unglück in Bure JU kam es immer wieder zu Auffahrunfällen zwischen Piranha-Radschützenpanzern. Wie jüngst am 20. Juli 2017 in Knonau ZH, wo zwei Panzer in einem Kreisel miteinander kollidierten. Zwei Insassen verletzten sich dabei.
Auch in Bure selbst kam es schon vor 2010 zu vergleichbaren Unfällen. Am 9. September 2008 knallte ein Radschützenpanzer ins Heck eines Kampfpanzers. Die Kollision forderte sechs Verletzte. Armeesprecherin Delphine Allemand nimmt keine Stellung zur Häufigkeit der Unfälle, da keine Statistik existiere. Doch sie betont, «dass die Fahrer gleich zu Beginn ihrer Ausbildung auf besondere Eigenschaften wie den Bremsweg hingewiesen werden». Sie müssen diesen sogar selbst berechnen.
Auch ist der Abstand zwischen den Fahrzeugen im Reglement Verkehr und Transport klar festgehalten. «Bei schweren Motorwagen ist ausserorts ein Abstand von mindestens 50 Metern einzuhalten, sofern keine grösseren Abstände befohlen sind», so Allemand.
Bei Radschützenpanzern ist besondere Vorsicht geboten, da die Knautschzone klein ist. In Armeefahrzeugen, in denen Sicherheitsgurte vorhanden sind, sind diese zu tragen. Auch gilt während des Transports für die Besatzung eines Piranhas Helmpflicht.
Auch nach dem schweren Unglück in Bure JU kam es immer wieder zu Auffahrunfällen zwischen Piranha-Radschützenpanzern. Wie jüngst am 20. Juli 2017 in Knonau ZH, wo zwei Panzer in einem Kreisel miteinander kollidierten. Zwei Insassen verletzten sich dabei.
Auch in Bure selbst kam es schon vor 2010 zu vergleichbaren Unfällen. Am 9. September 2008 knallte ein Radschützenpanzer ins Heck eines Kampfpanzers. Die Kollision forderte sechs Verletzte. Armeesprecherin Delphine Allemand nimmt keine Stellung zur Häufigkeit der Unfälle, da keine Statistik existiere. Doch sie betont, «dass die Fahrer gleich zu Beginn ihrer Ausbildung auf besondere Eigenschaften wie den Bremsweg hingewiesen werden». Sie müssen diesen sogar selbst berechnen.
Auch ist der Abstand zwischen den Fahrzeugen im Reglement Verkehr und Transport klar festgehalten. «Bei schweren Motorwagen ist ausserorts ein Abstand von mindestens 50 Metern einzuhalten, sofern keine grösseren Abstände befohlen sind», so Allemand.
Bei Radschützenpanzern ist besondere Vorsicht geboten, da die Knautschzone klein ist. In Armeefahrzeugen, in denen Sicherheitsgurte vorhanden sind, sind diese zu tragen. Auch gilt während des Transports für die Besatzung eines Piranhas Helmpflicht.