«Nazi Goreng» in Auschwitz
Mit einem dummen Witz ruinierte sich Lehrer das Leben

Vor fünf Jahren veröffentlichte der Lehrer Bernard J. ein Foto – das hätte er besser nicht getan: Seitdem will ihn niemand mehr einstellen.
Publiziert: 15.03.2016 um 16:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 17:55 Uhr
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Dieses Bild wurde Bernard J. zum Verhängnis: Ein Nasi-Goreng-Pack vor dem KZ Auschwitz.

Gibt man bei Google seinen Namen ein, taucht das Bild an oberster Stelle auf: Bernard J. vor dem Konzentrationslager Auschwitz, in der Hand eine Packung «Nasi Goreng». «Nazi» wird auf französisch «Nasi» ausgesprochen.

Ein platter Witz – mit weitreichenden Folgen. Der Lausanner wurde nämlich im Jahr 2011 entlassen, nachdem er das Foto auf Facebook gepostet hatte. Er wehrte sich vor Gericht: ohne Erfolg. Und bis heute will ihn niemand einstellen.

«Für Leute, die aus dem Gefängnis kommen, gibt es ein Recht auf Vergessen, aber nicht für mich», beklagt sich J. in der Zeitung Le Matin. Seit dem Vorfall habe er sich auf unzählige Stellen beworben und ebensoviele Absagen erhalten.

Nicht der einzige Fehltritt

Das könnte damit zu tun haben, dass das Auschwitz-Foto nicht J. einziger Social-Media-Fauxpas ist: Ein Nacktfoto auf Facebook, das eine Parodie auf ein Plakat des Jazzfestivals Montreux sein soll, und ein Bild mit dem antisemitischen französischen Komiker Dieudonné erweisen ihm definitiv einen Bärendienst.

Offenbar hat Dieudonné das Auschwitz-Foto im Internet entdeckt. Und es hat ihm so gut gefallen, dass der Komiker J. im Juli 2013 an einen Auftritt in Frankreich einlud. Dort ist auch das umstrittene Foto entstandenen.

Der umstrittene Komiker Dieudonné.
Foto: KEYSTONE/EPA/IAN LANGSDON

Über jeden Zweifel erhaben ist der 38-jährige nicht. Als J. für das Kantonsparlament kandidierte, gab er auf der Wahlplattform Smartvote Hitlers «Mein Kampf» als Lieblingsbuch an. 

Ab nach China?

Heute rechtfertigt sich J.: «Vor fünf Jahren war ich ein ein Provokateur. Ich dachte, mir könnte nichts passieren, weil die Leute meinen Humor verstehen würden.» Dass er einen schlechten Einfluss auf die Schüler habe, streitet er ab. «Ich habe mich im Unterricht nie über diese Themen lustig gemacht», so J.

Bernard J. hat sich in den letzten Jahren mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen und lebte in günstigen Ländern wie Moldawien oder Costa Rica. Sollte es bis Ende Jahr mit dem Job in der Schweiz nicht klappen, will er es nochmals im Ausland versuchen – und nach China auswandern. (rey)

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