Keine Massnahme nützt
Wolf reisst Schafe im Goms – Züchter verzweifelt

Im Goms hat ein Wolf mehrere Schafe getötet. Das Problem: Diese waren sogar besser geschützt, als es die Behörden empfehlen. Der betroffene Züchter Kilian Schnydrig hat Existenzängste.
Publiziert: 20.07.2021 um 08:58 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2021 um 10:43 Uhr
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Kilian Schnydrig (im Bild mit seiner Tochter) ist traurig. Der Schafzüchter hat durch einen Wolf einige seiner Tiere verloren.
Foto: Facebook
Fabian Vogt

Sieben tote, ein verletztes und drei vermisste Tiere. Der Wolf hat im Bezirk Goms VS zugeschlagen. Betroffen waren die Schafe von fünf Züchterkollegen, die ihre rund 200 Tiere derzeit auf der Alp Eggerhorn weiden lassen, wie der «Walliser Bote» berichtet. Nach den Rissen haben sie Angst.

Hunderte Stunden Arbeit für nichts

«Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen», sagt Züchter Kilian Schnydrig zu Blick. Sämtliche Herdenschutzauflagen seien erfüllt gewesen. Sie hätten sogar mehr gemacht, als die Behörden zum Schutz der Schafe empfehlen. Einen Fünf-Litzen-Elektrozaun hätten sie aufgezogen, über einen Bereich von rund 4,5 Kilometern. 2000 Pfähle seien dafür eingeschlagen und unzählige Durchgänge für Wanderer eingebaut worden. «Dafür haben wir wohl rund 500 bis 600 Mannstunden aufgewendet», sagt Schnydrig. Zusätzlich wurde ein Hirte angestellt. Alles vergebens.

Laut Wildhüter Stefan Imhof war wohl ein einzelnes Jungtier für die Risse verantwortlich. Im Kanton wird nun darüber beraten, das Tier abzuschiessen. Der Walliser Jagdchef Nicolas Bourquin sagte zu Blick, bis zu einer Entscheidung werde es noch einige Tage dauern, zuerst müssten alle Unterlagen geprüft werden.

Nirgends sicher

Nach den Rissen am Freitag brachten Schnydrig und seine Kollegen die Tiere auf eine andere Alp. «Das war eine kurzfristige Lösung aus Angst vor weiteren Angriffen», gibt Schnydrig zu. Man habe erneut Wolfsspuren gefunden und nicht weiter gewusst. «Die Behörden haben immer gesagt, unsere Massnahmen seien hervorragend umgesetzt. Nun sind sie genauso ratlos wie wir.»

Für Schnydrig ist klar, dass ein Abschuss des Wolfs kurzfristig helfen könnte – das Problem an sich wäre aber nicht behoben. «Wenn nun die Zäune nichts mehr nützen, braucht es eine andere Lösung.» Denn runter ins Dorf können die Tiere nicht, im Hochsommer ist es da zu heiss für sie. Die Schafzüchter wollen darum noch weiter hinauf. Ob es dort Schutz vor dem Wolf gibt, weiss aber niemand.

Der Hirte schläft in der Herde

Derzeit wacht der Hirte 24 Stunden, «er schläft im Schlafsack mitten in der Herde», sagt Schnydrig. Dass dies keine langfristige Lösung ist, ist allen Beteiligten klar.

Für den dreifachen Familienvater ist der Vorfall doppelt tragisch. Erst letztes Jahr baute er einen neuen Schafstall, nahm Kredite über mehrere Hunderttausend Franken auf. «Ich kann die Schafzucht jetzt nicht einfach aufgeben, ich habe so viel investiert im Glauben, dass die Herdenschutzmassnahmen halten.»

Er muss also darauf hoffen, dass dieser Wolf die Ausnahme ist und dass die Massnahmen vor allen übrigen Wölfe schützen. Diese Hoffnung ist allerdings nicht besonders gross.

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