Auf einen Blick
- Frau erhält hohe Busse für falsche Kartonentsorgung in Delsberg
- Bürgermeister findet Strafe übertrieben und schlägt Reduzierung vor
- Auch eine Rentnerin aus dem Aargau wurde fürs Entsorgen gebüsst
Recycling ist wichtig, ein Hoch auf die Wiederverwertung – dachte sich wohl auch eine unbescholtene Bürgerin aus der Gemeinde Delsberg im Kanton Jura und schritt am 14. Oktober zur Tat. Der angesammelte Karton musste weg, natürlich in den dafür vorgesehenen Container. Leider war dieser bereits so gut gefüllt, dass schlicht nichts mehr hineinpasste. Was tun? Daneben platzieren, wird schon ok sein.
Doch da hatte die Frau, die anonym bleiben möchte, die Rechnung ohne die Behörden gemacht. Denn einige Tage nach ihrer unlauteren Methode, sich von dem Verpackungsmaterial zu trennen, flatterte ein Brief ins Haus. Die Angestellten des Recyclingdienstes hatten ganze Arbeit geleistet und ihre Anschrift auf einem der mittlerweile durchnässten Kartons gefunden: 610 Franken wurden fällig, weil das Gut nicht ordnungsgemäss entsorgt wurde.
Ihr Verschulden räumte sie ein, aber ...
«Über 600 Franken für drei Kartons, das macht Karton schon teuer», sagt sie mit einer grossen Portion Ironie zum «Le Quotidien jurassien». Mit einem Schreiben wandte sie sich an die zuständige Abteilung, räumte ihr Verschulden ein, entschuldigte sich und gab an, auch nicht aktiv gegen die Busse vorgehen zu wollen. Doch sollte man etwas Erbarmen haben. Die Höhe der Geldstrafe sei in ihren Augen etwas «übertrieben».
Und das sah auch der Bürgermeister so: «Der geltend gemachte Betrag ist im Verhältnis zu der von dieser Dame begangenen Straftat sicherlich übertrieben», meint er. Dazu gab er auch zu bedenken, dass die Vorschriften lange vor den eingerichteten Entsorgungsstationen festgelegt wurden. «Wir müssen alles überdenken.» Seinen Kollegen will er vorschlagen, die Busse auf 215 Franken zu senken. Dies entspräche einer kürzlich beschlossenen, einheitlichen Geldstrafe bei Verstössen dieser Art, die kantonal gelte.
300 Franken für ein Glas
Dass das «falsche» Entsorgen aufs Portemonnaie drücken kann, musste auch Ursula Mettler aus Gränichen AG 2022 erfahren. «Weil ich einen Teller und ein grosses Glas, so etwas Ähnliches wie eine Vase, neben einem Glascontainer abgestellt habe, habe ich eine Busse wegen Littering erhalten! Dabei habe ich ja nicht einfach Abfall auf die Strasse geworfen, wie das viele andere tun!». Das Glas habe halt einfach nicht in das Loch des Containers gepasst, erklärte sie damals dem Blick.
Die 300 Franken seien «völlig übertrieben». Bei der Polizei hatte man kein Gehör für die Rentnerin. «Der arrogant auftretende Polizeibeamte sagte, er hätte mich persönlich überführt und zitierte das Gesetz – als hätte ich ein solches Buch zu Hause!» Es blieb bei der Busse. «Wir behandeln hier alle gleich. Wer illegal Abfall entsorgt und erwischt wird, muss mit einer Busse rechnen. Die Menge ist eher untergeordnet», erklärte der Polizeichef damals.