Provins gehört zum Wallis wie die hohen Berge: Seit 1930 verarbeitet die Winzergenossenschaft das Exportprodukt des Rhonetals schlechthin. 3200 Erzeuger geben ihre Ernte dort ab, unter anderem verarbeitet Provins die Trauben zu Millionen Flaschen Fendant oder Dôle. Die Genossenschaft gehört zu den grössten Anbietern des Landes. Sie produziert einen Fünftel des Walliser Weins, zehn Prozent beträgt ihr Anteil schweizweit – ein Riese.
Doch ausgerechnet diese Grösse – bis in die 90er-Jahre ein entscheidender Vorteil – entpuppt sich nun als Handicap: Bei sinkender Nachfrage sind die Lager randvoll. Provins kann ihre Genossenschafter nicht mehr bezahlen. Für viele Winzer ist das existenzbedrohend.
Diese Woche wandten sich vier von ihnen mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit: «Provins schuldet uns mehr als eine Million!» Ausstehend sind Zahlungen für die letzten beiden Ernten.
Existenzbedrohende Lage
Der Unterwalliser Zeitung «Le Nouvelliste» rechneten sie vor, dass sie die anstehenden Investitionen und Arbeiten nicht in Angriff nehmen könnten, wenn in den nächsten Tagen kein Geld eintreffe. Den Weinbauern und vielen ihrer Kollegen drohe deshalb der Konkurs. Auch für die Genossenschaft selbst ist die Lage existenzbedrohend.
Die Rekordernte 2018 brachte Provins in diese missliche Lage. Ein aussergewöhnlich warmer Sommer bescherte den Winzern elf Prozent mehr Trauben als in Durchschnittsjahren. Ergebnis: Am Ende des Jahres lagerten in den Stahltanks 60 Millionen Liter mehr Wein als üblich.
Die Weinschwemme ist aber auch den Statuten der Genossenschaft geschuldet: Gemäss denen ist Provins verpflichtet, den Mitgliedern die komplette Ernte abzukaufen.
Erster Rettungsversuch schlug fehl
Ein erster Versuch, Provins und die angeschlossenen Winzer zu retten, schlug Mitte Dezember fehl. An der letzten Generalversammlung lehnten es die Genossenschafter ab, Provins in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Dies hätte es erlaubt, eine Abnahmebeschränkung einzuführen, um so die Weinvorräte abzubauen.
Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft war auch eine Bedingung der Banken dafür, dringend benötigte Kredite freizugeben. Im Hintergrund liefen auch Verhandlungen mit der Walliser Kantonalbank. Dort ist ausgerechnet Pierre-Alain Grichting Verwaltungsratspräsident, bis Ende 2018 Provins-Chef und mitverantworlich für die gegenwärtige Lage.
Grichting wollte sich gegenüber SonntagsBlick auf Anfrage nicht äussern.
Auch Provins verweigerte eine Stellungnahme und verwies auf nächste Woche. Erst dann werde man sich wieder zur aktuellen Lage der Genossenschaft äussern.