«Leider lässt sich auch im Eisenbahnbetrieb das Risiko nicht auf null reduzieren», sagte SBB-CEO Andreas Meyer (52) gestern an einer Pressekonferenz. «Das sind schreckliche Momente für alle Beteiligten. Auch innerhalb der SBB.» Es ist ein Katastrophen-Jahr für die SBB.
Anfang Januar stiessen in Neuhausen am Rheinfall SH ein Regional- und ein Doppelstockzug zusammen. Damals hatte ein Lokführer ein Signal missachtet! Am 13. Juli kracht ein Baukran auf einen Zug in Zürich-Oerlikon. Nur durch Glück wird von den 250 Passagieren niemand verletzt.
Muss man als Pendler Angst um sein Leben haben? «Nein, das glaube ich nicht», sagt Meyer (52). «Die Sicherheit ist eines unserer Kernziele.»
Sind die SBB denn noch sicher, Herr Meyer? «Wir haben kein grosses Sicherheitsproblem. Nach dem Unfall in Neuhausen haben wir ein externes Gutachten in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse erwarte ich in den nächsten Monaten.»
Sind die Fahrpläne zu dicht? Das Streckennetz zu sehr ausgelastet? Auch hier winkt Meyer ab. Bei der Strecke Payerne–Lausanne handle es sich «um eine Nebenlinie. Zu den Hauptverkehrszeiten gibt es zwei Mal zwei Kreuzungen pro Tag», sagt Meyer. Das habe über zehn Jahre lang gut funktioniert. Schlecht funktioniert hat in den letzten Wochen das Netz der Zürcher S-Bahn. «In Zürich bin ich auch unzufrieden mit der Qualität für die Kunden», sagt Meyer.
Und der umgestürzte Baukran? «Ein Unterlieferant hat den Kran nicht gut aufgestellt», erklärt Meyer, versichert aber: «Diese Dinge, die über den Sommer passiert sind, werden uns weiter bestärken, die Risiken so gut wie möglich im Griff zu haben.»
Schon länger beschlossen ist die Aufrüstung von 1700 Risiko-Signalen. 50 Millionen Franken kostet die Aktion, die bis 2016 dauert. Sicherheit ist teuer: «Um die Signale auf das höchste Niveau zu bringen, bräuchten wir zwei Milliarden Franken.»