Aus Angst vor Übergriffen hat die Erziehungsdirektion des Kantons Freiburg betagte Lehrerassistenzen der Pro Senectute vergangene Woche brüsk aus den Schulhäusern verbannt. Senioren halfen bis anhin an den Schulen den Lehrern – etwa bei der Aufsicht im Werkunterricht. Nach den Sommerferien wäre das nicht mehr möglich gewesen.
Zum «Schutz der Kinder und des Images der Schulen», rechtfertigte der Kanton seinen Entscheid. Andreas Maag (54), Vorsteher des Amtes für den deutschsprachigen obligatorischen Unterricht: «Immerhin erfahren die Senioren im Schulalltag vieles von den Kindern und deren Lebensumständen. Und es besteht das Risiko, dass sie das ausserhalb der Schule ausplaudern gehen. Zudem müssen wir Kinder auch vor möglichen Übergriffen von Senioren schützen» (BLICK berichtete).
Jean-Pierre Siggen spricht Machtwort
Die Empörung bei Senioren, aber auch Lehrern und der Pro Senectute Freiburg, war riesig. «Die Aussagen von Andreas Maag im BLICK sind eine tiefe Beleidigung für die Senioren, die seit zehn Jahren unentgeltlich in den Schulen mitwirken», so Pro-Senectute-Direktor Jean-Marc Groppo im BLICK.
In der Kritik stand aber auch Maags Chef, Staatsrat Jean-Pierre Siggen (CVP). Der hat zum Thema bislang nämlich geschwiegen und seinen Chefbeamten vorgeschickt. Nun aber reagiert Siggen doch noch auf den immer grösser werdenden Druck. Und zwar mit einer Kehrtwende. «Ja, Senioren dürfen auch nach den Sommerferien weiter im Unterricht die Lehrer unterstützten», sagte er am Donnerstag gegenüber BLICK.
Und auch die Begründung hat es in sich. So habe es offenbar ein Missverständnis zwischen der Pro Senectute und seinem Chefbeamten Andreas Maag gegeben. «Es scheint, als hätte es da Kommunikationsprobleme gegeben», glaubt Siggen.
Ihm sei es aber wichtig, dass die Pro Senectute in einem Konzept festhalte, dass Senioren die Lehrer an den Schulen nicht ersetzen. «Wenn sie nur unterstützend mitwirken, finde ich das eine wunderbare Sache. Senioren können so für Schulen ein grosser und wertvoller Gewinn sein», sagt der CVP-Staatsrat.
Sicherheitsbedenken?
Und die Sicherheitsbedenken, die Maag so energisch ins Feld geführt hat? «Eine klare Überreaktion von ihm – es hat ja nie irgendwelche Vorfälle gegeben während der letzten zehn Jahre», so Siggen über seinen Chefbeamten. Man müsse das Thema Sicherheit aber ernst nehmen.
Siggen will nun den Dialog mit der Pro Senectute selber übernehmen. «Ich bin optimistisch, dass wir zu einem Ergebnis kommen werden, das sowohl das Generationenprojekt möglich macht als auch den Qualitätsansprüchen der Schulen im Kanton entspricht», so der Staatsrat.