Um 23.30 Uhr fährt Fabian B.* († 22) mit seinem Velo die Kantonsstrasse hinunter nach Fiesch. Keine sieben Stunden ist sie noch wegen Bauarbeiten gesperrt. Die letzten Meter werden gerade asphaltiert. Ein Laster bringt die letzte Ladung, als der Velofahrer die Strasse herunterkommt. Beim Zurücksetzen erwischt der Camionfahrer Fabian B. und begräbt ihn unter dem Laster. Der Oberwalliser stirbt noch auf der Unfallstelle.
«Ich wünschte, Fabi wäre an diesem Tag nicht aufs Velo gestiegen», sagt seine Mutter Sylvia B.* (48). Ihre Stimme zittert, als sie BLICK auf der Veranda ihres Hauses über ihren Sohn erzählt. «Mir ist es ganz wichtig, dass man nicht dem Fahrer die Schuld gibt, er konnte nichts dafür», sagt die zweifache Mutter. «Es war Fabians Entscheidung, die gesperrte Strasse hinunterzufahren.»
Sylvia B. hat bereits mit dem Chauffeur des Lasters telefoniert. «Er hat mir erzählt, dass er einen Ruck gespürt habe. Zuerst dachte er, er sei über den abgeladenen Asphalt gefahren. Dann sei aber schon Fabians Velo an der Führerkabine vorbeigeflogen.»
Wieso ihr Sohn so spät noch runter ins Dorf wollte, weiss Sylvia B. nicht. «Er war am frühen Abend mit Kollegen am Tag der offenen Tür in Fiesch. Dann sind sie wieder nach Bellwald raufgekommen und haben hier weitergefeiert.»
«Das ganze Dorf wie gelähmt»
Während die Mutter erzählt, hält sie das Foto von Fabian liebevoll in den Händen. «Ich kann noch gar nicht glauben, dass er weg ist. Ich habe ihm immer gesagt, wenn er etwas getrunken hat, soll er das Auto stehen lassen. Und jetzt ist er auf dem Velo gestorben.»
Das Einzige, was ihr momentan Trost spendet, ist die Gewissheit, dass ihr Sohn sein junges Leben gelebt hat – jeden einzelnen Tag. «Fabi war ein ganz spezieller Mensch. Er hatte immer Leute um sich. War überall dabei. Dieses Jahr hat er die Skilehrerprüfung gemacht. Snowboarden war sein Leben.»
Das alte Pfarrhaus in Bellwald war Fabians Zuhause. Nur wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt. «Bei ihm haben immer viele Leute gewohnt. Freunde, Touristen. Seine Tür war nie abgeschlossen, für niemanden», erzählt die Mutter. «Das ganze Dorf ist wie gelähmt. Fabi hinterlässt eine riesige Lücke hier in Bellwald. Ich weiss nicht, wie es jetzt ohne ihn weitergehen soll.»
* Name bekannt
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