Der schwere Unfall von Kevin Lötscher (23) erschüttert die Schweiz. Der Hockeystar, der auf die kommende Saison vom EHC Biel zum SC Bern wechselt, wurde am Samstagmorgen, um 4.30 Uhr, in Siders VS . Seit Montag liegt der Walliser im Berner Inselspital, .
Die junge Frau, die Kevin mit 1,56 Promille im Blut über den Haufen fuhr, heisst Cloé (19), wohnt in Siders, ist Schülerin und stammt aus gutem Hause. Bis zu Beginn dieses Jahres lebte sie kurze Zeit in Zürich und besuchte eine Privatschule. Sie war liiert mit einem jungen Spieler der Kloten Flyers. Dieser spielte – wie auch Kevin Lötscher – früher beim EHC Visp.
Was geschah wirklich in der Schreckensnacht von Siders? Wie konnte es zu dem furchtbaren Unfall kommen? Und wie gut kannten sich Cloé und Kevin? BLICK sprach mit F. M. (21), der bei der Tragödie selbst leicht verletzt wurde und die unfassbare Geschichte über den grenzenlosen Leichtsinn der jungen Leute erzählt.
«Es war Freitagabend. Kevin, drei Kumpels und ich waren zusammen mit Cloé in einer Weinstube in Salgesch. Ich kenne Kevin von früher und wir beschlossen, einen draufzumachen. Auch Kevin und Cloé kannte sich bereits. Es war sozusagen ein Treffen unter alten Bekannten. Danach feierten wir in der Mellow Bar weiter. Es war feuchtfröhlich und wir hatten Spass», erzählt der 21-Jährige.
«Als die Bar schloss, machten wir uns auf den Weg zu Cloé nach Hause, um dort den Ausgang ausklingen zu lassen. Wir waren betrunken und die Stimmung war ausgelassen. Wenige Hundert Meter vor ihrem Haus hielt Cloé plötzlich an, um uns die Hausregeln zu erklären: Wir sollten leise sein und nicht durch die Wohnung stampfen. Doch das war ihr noch nicht genug. Wir waren wohl ein bisschen laut. Damit wir nicht die gesamte Strasse wecken, wollte sie den BMW X6 ihres Vaters holen, um uns damit zu sich zu fahren.»
Die Schülerin läuft vor, kommt wenig später tatsächlich mit dem rund 100 000 Franken teuren Luxusauto zurück. Was dann geschieht, schildert F. M. stockend, offenbar immer noch schockiert: «Wir stiegen in den Wagen. Ein Kumpel setzte sich auf den Beifahrersitz. Kevin, ich und die zwei anderen auf die Rückbank. Doch als Cloé losfuhr, geriet ich in Panik. Sie fuhr wie eine Verrückte – viel zu schnell. Ich wusste – das kann nicht gut gehen. Ich schrie, sie solle sofort anhalten, meine Jacke sei in der Tür eingeklemmt.»
Die Sache mit der Jacke, ein Trick in allerhöchster Not. F. M. weiter: «Als Cloé stoppte, stiess ich die Tür auf und wollte meine Kumpels aus dem BMW ziehen. Sie sprangen heraus. Nur der Beifahrer schaffte es nicht rechtzeitig aus dem Auto. Denn Cloé wurde stinksauer und brauste einmal um den Kreisel – mit hohem Tempo.
Der Wagen kam dann auf mich zu und streifte mich. Ich fiel auf den Rücken, kam aber zum Glück mit Prellungen davon. Kevin traf es wirklich schlimm. Mit voller Wucht knallte das riesige Auto in ihn rein. Er wurde extrem weit weggeschleudert. Ich rannte sofort zu ihm hin. Der Anblick war grauenvoll.
Ich merkte sofort, dass Kevin in Lebensgefahr war. Er blutete am ganzen Kopf, war übel zugerichtet und regte sich nicht mehr. Ich versuchte, ihn in eine stabile Seitenlage zu bringen. Ein Kumpel alarmierte die Ambulanz. Die Sanitäter erklärten mir am Telefon, was ich zu tun hätte: Ich musste seinen Mund öffnen und die Zunge rausziehen, damit Kevin nicht an seinem Blut erstickt. Da das Spital sehr nahe ist, war die Ambulanz zum Glück schnell da.»
«Wir alle waren unter Schock – wurden ins Spital gebracht. Besonders schlimm war es natürlich für Cloé. Sie tat es ja nicht mit Absicht. Ich hatte und habe immer noch grosse Angst um Kevin. Wir wussten nicht, ob er überleben würde. Seine Familie tut mir unendlich leid. Er war so erfolgreich – und jetzt das. Es ist eine himmeltraurige Tragödie, anders kann ich es gar nicht sagen.»
Über Kevins Zustand gab es gestern keine neuen Informationen. . Ob der Hockeystar je wieder völlig gesund wird, ist ungewiss.
*Name der Redaktion bekannt