Christen-Verein hatte Fragen zur Herkunft
Gericht verhindert Leichen-Schau in Lausanne

Die Ausstellung «Real Human Bodies», die am Freitag in Lausanne hätte beginnen sollen, darf nicht durchgeführt werden. Ein Verbot der Stadt wurde vom Kantonsgericht bestätigt. Dafür stark gemacht haben sich Christen.
Publiziert: 19.10.2018 um 12:29 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2018 um 12:31 Uhr
In Bern ging die Ausstellung "Bodies Exhibition" trotz Proteste über die Bühne. In Lausanne hatte eine christliche Gruppierung Erfolg mit einer Beschwerde gegen die Leichenschau. (Archiv)
Foto: Keystone/MARCEL BIERI
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Die umstrittene Ausstellung «Real Human Bodies» von diesem Wochenende in Lausanne findet nicht statt. Diese hätte vom (heutigen) Freitag bis am Sonntag im Palais de Beaulieu stattfinden sollen. Nach Ansicht der Kantonsrichter ist die Stadt befugt, die Durchführung der Ausstellung zu verbieten, weil die Organisatoren keine Informationen über die Herkunft der präsentierten Leichen geben konnten. Am Donnerstag hatte das Kantonsgericht die verschiedenen Parteien angehört.

Stammen die Leichenteile aus China?

Der Widerstand gegen die Leichenschau kommt aus religiösen Kreisen. Die Vereinigung «Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter» (ACAT-Schweiz) reichte Beschwerde bei der Stadtregierung ein. Nachdem der Stadtrat die Ausstellung untersagt hatte, reichten die Organisatoren Rekurs ein.

Gemäss ACAT dürfte es sich bei den in der Ausstellung gezeigten Leichen und Skeletten mit grosser Wahrscheinlichkeit um verstorbene oder hingerichtete chinesische Gefangene und um Mitglieder der Falung Gong handeln, einer in China verbotenen Bewegung, deren Anhänger unterdrückt und verfolgt wurden.

Die Stadt Lausanne verlangte von den Organisatoren Garantien und konkrete Beweise, dass diese Verdächtigungen nicht zutreffend sind. Da die Zweifel nicht beseitigt werden konnten, sah sich die Stadt Lausanne in der Pflicht, die Bewilligung zu verweigern.

Immer wieder Polemik

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Ausstellung mit menschlichen Leichen Polemik auslöst. Erst kürzlich hatte die ACAT-Schweiz die «Bodies Exhibition» in der Stadt Bern verhindern wollen – in diesem Fall allerdings ohne Erfolg. Die Ausstellung ging vergangenen Sonntag in der Bundesstadt zu Ende. Lausanne war der zweite geplante Ausstellungsort in der Schweiz.

Hinter der Ausstellung steht der Niederländer Jan van Bergen. Nach seinen Angaben stammen die Leichenteile von freiwilligen Spendern aus den USA. Entsprechende Dokumente legte er in der Schweiz jedoch nicht vor.

Als umstrittener Pionier derartiger Ausstellungen gilt der Deutsche Gunther von Hagens. Seine durch ihn realisierte Schau «Body Worlds» vor einem Jahr in Genf polarisierte ebenfalls stark. Von Hagens entwickelte die Plastinationstechnik in den 70er-Jahren in Heidelberg, wo er 1993 das Institut für Plastination gründete. 1998 war seine Ausstellung «Körperwelten» in Basel zu sehen, über 600'000 Personen folgten dem Aufruf.

Dauerausstellung in London

Der Mediziner und Anatom versteht seine Exponate als Anatomie-Ausstellung. Die präparierten Toten posieren bei ihm in allen erdenklichen Positionen. Die Haut ist abgezogen, Muskeln und Nervenstränge sind gut sichtbar.

Im London Pavillon am Piccadilly Circus sind Ausstellungsstücke des Plastinators auf mehr als sieben Etagen dauerhaft zu sehen. Ein Museum mit Exponaten von von Hagens gibt es auch in Heidelberg. (SDA)

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