In Bister VS geht seit knapp einer Woche nichts mehr. Im 33-Seelen-Dorf ist am Freitag eine Lawine runtergedonnert. Die Zufahrtsstrasse von Grengiols her ist unter den Schneemassen begraben und die Gemeinde seither von der Aussenwelt abgeschnitten.
Denn auch von der anderen Seite ist die Strasse im Gifrischgraben durch einen Erdrutsch verschüttet. Die Zufahrt nach Bister ist also für den motorisierten Verkehr nicht möglich, berichtet der «Walliser Bote».
«Ich habe sowas noch nie hier gesehen»
Für den Gemeindepräsidenten Edwin Zeiter (71) ist die Situation sehr aussergewöhnlich. «Ich habe sowas noch nie hier gesehen. Die Schneeberge sind 20 bis 30 Meter hoch. Das ist gewaltig!», sagt er zu BLICK.
Die Räumungsarbeiten kommen nur schleppend voran. Zunächst hiess es, am Donnerstag könne die Strasse wieder geöffnet werden. Aktuell sieht es aber nicht danach aus. «Es ist derzeit noch unsicher, ob die Strasse heute noch geöffnet werden kann. Aktuell mussten die Arbeiten wegen der Lawinengefahr wieder eingestellt werden», sagt Zeiter.
Neben des Unterbruchs sei das Hauptproblem derzeit die ebenfalls geschlossene Strasse auf der anderen Seite des Dorfes. «Wenn eine Lawine kommt, ist normalerweise die Strasse nach Mörel offen. Dieses Mal wurde aber von einem Steinrutsch auch sie verschüttet, und dort könnte auch immer noch was nachkommen. Dass wir jetzt beidseitig betroffen sind, ist das grösste Problem», erklärt der langjährige Gemeindepräsident.
Medizinischer Notfall könnte zum Problem werden
Bisher sei die Lage in der Gemeinde jedoch einigermassen gut. Im Dorf gebe es zwar keine Einkaufsmöglichkeiten, doch ein Problem mit der Nahrungsknappheit bestehe nicht. «Wegen der Corona-Pandemie haben viele Bewohner bereits vorgesorgt. Allerdings kann der Bauer die Milch nicht abtransportieren und die Leute, die ausserhalb des Dorfes arbeiten, müssen zu Hause bleiben.»
Schwieriger würde es bei einem medizinischen Notfall werden. «Der Helikopter kann unter Umständen gar nicht landen», fürchtet der Walliser.
Unmut in der Bevölkerung
Die Dorfbewohner dagegen sind weniger gelassen. BLICK-Leser Nico F.* habe bereits vier Mal zu Fuss nach Mörel laufen müssen. Er verstehe nicht, warum die Strasse nicht geräumt werden könne. «Man muss den vereisten Wanderweg nehmen. Vom Weg geht die grössere Gefahr aus als von einer geräumten Strasse.» Auch kritisiert der Einheimische die langen Räumungsarbeiten. «Die Maschinen sind viel zu klein. Der Schnee scheint schneller zu schmelzen, als er geräumt wird.»
Diesen Unmut nimmt auch Edwin Zeiter wahr. «Dass wir ein bis zwei Tage mal abgeschnitten sind, kommt hin und wieder vor. Die Bevölkerung ist sich das auch gewohnt. Dass es jetzt jedoch fast eine Woche dauert, ist schon anders. Langsam kippt die Stimmung bei den Einwohnern. Doch jetzt ist der grösste Teil des Schnees schon weggeräumt. Mit grösseren Maschinen zu arbeiten, hat zu diesem Zeitpunkt keinen grösseren Nutzen.»
Der Gemeindepräsident hofft, dass das Warten bald ein Ende hat. «Langsam wird die Situation schon prekär. Noch ein bis zwei Tage kann man warten, danach wirds kritisch.» Zeiter glaubt, die Leute könnten mit der Zeit «ungeduldig werden», weil es nicht vorwärts gehe. «Das wäre auch absolut verständlich.»
* Name geändert