Behörden-Schikane in Greng FR
Hier dürfen alle parkieren – nur die Anwohner nicht

Im steuergünstigen Greng FR am Murtensee tobt ein irrer Parkplatz-Streit. Ein Einwohner der Mini-Gemeinde hat schon vier Beschwerden eingereicht.
Publiziert: 20.11.2017 um 21:52 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:35 Uhr
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Anwohner Roland Wyler (70) ist genervt: «Ich darf nicht einmal mehr einen Bierharass ausladen.»
Foto: Gabriela Battaglia
Gabriela Battaglia

Die Gemeinde Greng FR am Murtensee hat gerade mal 177 Einwohner. Das Minidorf zieht Gutbetuchte an: Greng ist mit Abstand der steuergünstigste Ort im Kanton. Die meisten Einwohner residieren auf dem Schlossareal.

Dort gibt es einen Parkplatz, den die Anwohner aber nicht mehr benützen dürfen. Im Auftrag des Gemeinderates verfügte das kantonale Tiefbauamt für die Einwohner ein Parkverbot bei der Schlossallee. Nur noch «Besucher» dürfen auf den sieben Parkplätzen parkieren. Maximal sechs Stunden. Acht weitere Parkplätze sind der Schlosstaverne Tavola Pronta zugeteilt, die der Gemeinde gehört.

Der neue Parkplatz liegt 400 Meter entfernt

Roland Wyler (70) wohnt direkt neben dem Parkplatz. Der promovierte ETH-Ingenieur nervt sich: «Ich darf die Besucherparkplätze nicht einmal mehr zum Bierharassen-Ausladen benützen.» Die Einwohner würden genötigt, auf dem neuen Gemeindeparkplatz am Seeweg zu parkieren.

Der Parkplatz für die Anwohner (gelber Kreis) ist auf der anderen Seite der Kantonsstrasse – und der Gleise. Auf dem nahen Parkplatz darf nur für maximal 6 Stunden parkiert werden – gegen Gebühr.
Foto: Google Maps

Der wurde für 150'000 Franken auf der anderen Seite der Kantonsstrasse gebaut. «Zu Fuss sind es 400 Meter. Mein Nachbar hat sich wegen diesem Unsinn sogar ein Elektromobil angeschafft.»

20 Franken Parkgebühr

Auf dem neuen Parkplatz gibt es, gegen Gebühr, vier Felder zum Kurzzeitparkieren. «Das ganze Areal ist meistens leer», sagt Wyler. «Kommen meine Freundin oder Bekannte übers Wochenende zu Besuch, müssen sie für den Parkplatz 20 Franken bezahlen.» 

Eine Halbtageskarte für sechs Stunden kostet vier Franken. «Wir haben den neuen Parkplatz schon mit unseren Steuergeldern bezahlt. Greng braucht das Kleingeld nicht. Weshalb bekommt nicht jeder Einwohner einen Schlüssel, so wie das auch beim Badeplatz am See der Fall ist?»

Jetzt gibt es gegen Bezahlung einen Badge, um die Schranke beim neuen Parkplatz zu öffnen. «Auch das ist ein Witz», sagt Wyler. «Das Gemeindebüro ist nur zwei Tage pro Woche geöffnet. Bei spontanen Besuchen von Bekannten ist man aufgeschmissen.»

Wyler hat schon vier Beschwerden gegen den Gemeinderat eingereicht. «Die Einwohner müssen beim Parkieren die gleichen Rechte wie Besucher haben.» Gemeindepräsident Rico Martinelli (61) will sich auf Anfrage nicht äussern: «Ich kann wegen den laufenden Verfahren nichts sagen.»

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