Ein Dorf weint: Die 4000-Seelen-Gemeinde Cessy in Frankreich liegt nur 14 Kilometer von Genf entfernt. Das ehemalige Bauerndorf ist die Heimat von Jonathan B.* († 24). Er kam als Lokführer in die Schweiz. Erst im vergangenen Oktober hatte er sich seinen Traum erfüllt. Am letzten Montagabend starb er beim Unglück von Granges-près-Marnand VD. Er wurde in der Führerkabine getötet (BLICK berichtete).
Gestern verabschiedeten sich Freunde und Verwandte von Jonathan B. «Ich hatte immer Angst wegen eines Unfalls», sagte seine Mutter an der Beerdigung unter Tränen. «Aber ich habe deine Entscheidung akzeptiert.»
Die Sonne brannte auf den Platz vor der katholischen Kirche von Cessy. Doch die vielen Tränen trocknet die Hitze nicht. Die Eltern von Jonathan, seine zwei Brüder, Verwandte, Freunde, Lokführer – alle trauerten um den 24-Jährigen. Auch eine Delegation der SBB war zu der Beerdigung gekommen. Konzernchef Andreas Meyer suchte das Gespräch mit den Eltern von Jonathan B. Vor der Kirche umarmten sie sich. Anna Barbara Remund, Chefin SBB-Regionalverkehr, versuchte den Eltern Trost zu spenden.
Meyer kämpft mit den Tränen
Um 14 Uhr wurde der Sarg von Jonathan B. in die Kirche getragen. Die Mutter richtete Worte an ihren toten Sohn. «Ich rede jetzt mit dir. Es wird nicht das letzte Mal sein», sagte sie. «Du hast die Geschwindigkeit geliebt, aber nur bei Autorennen, nicht mit dem Zug. Bei den SBB hast du deinen Platz in der Welt gefunden. Beim Unfall hast du die Passagiere beschützt. Jetzt lebst du in unseren Herzen weiter.»
SBB-Chef Andreas Meyer wandte sich an die Trauergäste: «Heute ist ein Tag der Trauer, ein schmerzhafter Moment.» Über Jonathan B. sagte er: «Er hat seine Arbeit geliebt. Er war ein Teil unserer Familie.» Meyer kämpfte mit den Tränen, als er zu den Eltern sagte: «Es tut mir leid, was mit Ihrem Sohn passiert ist.»
Während die Beerdigung in Cessy begann, schickten die Schweizer Lokführer ihren Gruss von unterwegs. Im ganzen Land drückten Hunderte Lokführer zu Ehren ihres toten Kollegen auf ihre Zugpfeifen. «Alle Lokführer, die nicht an der Beerdigung teilnehmen konnten, haben mit diesem Zeichen ihre Anteilnahme mit den Angehörigen ausgedrückt», sagte Urs Mächler, Zentralpräsident des Lokomotivpersonalverbandes SEV/LPV.
Der Verband organisierte die Aktion gemeinsam mit zwei weiteren Verbänden. Er selbst habe den Moment im Bahnhof Winterthur ZH erlebt. «Das war ein starkes Zeichen, ich hatte Tränen in den Augen», sagte Mächler. Am Zürcher Hauptbahnhof habe die Halle gebebt, hätten ihm Kollegen berichtet. Die Passagiere auf den Perrons applaudierten. Im Gedenken an Jonathan B.