Die Solidarität mit den Kranken nimmt ab: Erstmals findet eine Mehrheit, dass die Behandlung vom Alter der Patienten abhängig gemacht werden soll (BLICK berichtete). Der Tabubruch betrifft auch seltene Krankheiten, deren Behandlung sehr teuer ist.
André Chambettaz (59) aus Freiburg ist einer der Betroffenen. Der ehemalige Lastwagenchauffeur leidet an der seltenen Morbus-Wegener-Krankheit. Das ist eine chronisch verlaufende, entzündliche Erkrankung der Blutgefässe, die tödlich enden kann. «Ich mache mir grosse Sorgen, dass meine Behandlung nicht mehr bezahlt wird.»
Seine Krankheit wurde 2014 diagnostiziert. «Sie ist unheilbar. Ich habe bereits einen Nierenschaden.» Am Anfang musste er auch Blutkrebs-Tabletten nehmen. «Ich bin ständig müde und alle Gelenke schmerzen.»
8000 Franken im Jahr
Heute schluckt Chambettaz jeden Tag 18 Tabletten. Es sind insgesamt elf Medikamente, neben Kortison und Betablockern auch eines, das normalerweise nach einer Organtransplantation eingenommen wird. «Mein Immunsystem ist kaputt. Ich darf mich nicht gegen Grippe impfen lassen, bei mir würde sie dann sofort ausbrechen.»
Die Behandlungskosten haben sich inzwischen eingependelt. Von 23'000 Franken im ersten Jahr sanken sie auf knapp 8000 Franken im letzten Jahr. Aber es gibt auch Rückschläge: «Jedes Mal, wenn ich erneut eine Entzündung habe, kostet es wieder viel mehr.»
«Das sind Nazi-Methoden»
Chambettaz musste für eine IV-Rente kämpfen. Seine Frau arbeitet im Service: «Sonst kämen wir finanziell nicht über die Runden.» Auch die beiden erwachsenen Söhne unterstützen ihren kranken Vater.
Bisher hat die Krankenkasse alle Kosten übernommen. Doch Chambettaz macht sich grosse Sorgen für seine Zukunft: «Man darf gar nicht anfangen, darüber zu diskutieren, wie viel ein Leben kosten darf. Das sind Nazi-Methoden. Gesundheit ist kein Business.»
Wie viel ist ein Leben wert? Was darf eine Woche, ein Monat, ein Jahr länger leben kosten? Angesichts steigender Gesundheitskosten werden solche Fragen zum Thema. Die Idee, dass nicht alle jede Behandlung zu jedem Preis erhalten sollen, gewinnt an Boden.
Das Erschreckende dabei: Gespart werden soll bei den anderen. Bei den seltenen Krankheiten. Bluten müssten ausgerechnet die Schwächsten.
Im Moment ist es erst ein Gedankenspiel. Dabei muss es auch bleiben. Der Tabubruch würde die Büchse der Pandora öffnen. Heute trifft es die Alten mit seltenen Krankheiten. Und morgen auch die davon betroffenen Jungen oder Senioren mit Krebs? Wer setzt die Grenze und entscheidet damit über Leben und Tod?
Eines muss klar sein: Ein Behandlungsentscheid – dazu gehört auch ein Behandlungsstopp – darf nur mit dem Einverständnis der Betroffenen selbst getroffen werden. Entscheidend dafür sind Aufklärung, Transparenz und Fairness.
Im Ernstfall baut schliesslich jeder darauf, dass er jene Therapie erhält, die für seine Heilung oder eine bessere Lebensqualität am sinnvollsten ist. Der Wert des Lebens lässt sich nicht auf die Kosten reduzieren.
Wie viel ist ein Leben wert? Was darf eine Woche, ein Monat, ein Jahr länger leben kosten? Angesichts steigender Gesundheitskosten werden solche Fragen zum Thema. Die Idee, dass nicht alle jede Behandlung zu jedem Preis erhalten sollen, gewinnt an Boden.
Das Erschreckende dabei: Gespart werden soll bei den anderen. Bei den seltenen Krankheiten. Bluten müssten ausgerechnet die Schwächsten.
Im Moment ist es erst ein Gedankenspiel. Dabei muss es auch bleiben. Der Tabubruch würde die Büchse der Pandora öffnen. Heute trifft es die Alten mit seltenen Krankheiten. Und morgen auch die davon betroffenen Jungen oder Senioren mit Krebs? Wer setzt die Grenze und entscheidet damit über Leben und Tod?
Eines muss klar sein: Ein Behandlungsentscheid – dazu gehört auch ein Behandlungsstopp – darf nur mit dem Einverständnis der Betroffenen selbst getroffen werden. Entscheidend dafür sind Aufklärung, Transparenz und Fairness.
Im Ernstfall baut schliesslich jeder darauf, dass er jene Therapie erhält, die für seine Heilung oder eine bessere Lebensqualität am sinnvollsten ist. Der Wert des Lebens lässt sich nicht auf die Kosten reduzieren.