100'000 Euro in Genfer Toiletten runtergespült
«Wir behalten die zerschnittenen Geldnoten»

In einer Genfer UBS-Filiale und anliegenden Restaurants hat jemand fast 100'000 Euro mit einer Schere zerschnitten und versucht, die Schnipsel zu entsorgen. Der rätselhafte Fall beschäftigt nun die Justiz.
Publiziert: 20.09.2017 um 18:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:37 Uhr
So hatten die Banknoten vorher ausgesehen. In Stücke geschnitten und durchnässt warten sie jetzt bei der Genfer Polizei auf ihren rechtmässigen Besitzer.
Foto: Barbara Gindl

In Genf liefen im Juni dieses Jahres im Tresorraum einer UBS-Stelle und drei umliegenden Restaurants die Toiletten über. Schuld an der Verstopfung war jedoch nicht WC-Papier, sondern zerschnittene 500-Euro-Scheine im Wert von insgesamt etwa 100'000 Euro!

Als sich die Restaurants über die überquellenden Toiletten beschwerten, wurde die Genfer Polizei auf den Vorfall aufmerksam. Die zerschnittenen und nassen Banknoten wurden jedoch nicht weggeworfen. Sie wurden eingesammelt, wie der Genfer Justizsprecher Vincent Derouand dem BLICK bestätigt. «Das Geld ist bei den zuständigen Behörden gelagert, bis wir die Herkunft geklärt haben», sagt er. Falls das Geld gestohlen wurde, würde man es am Ende der Ermittlungen dem rechtmässigen Besitzer zurückgeben. In diesem Fall wäre die Nationalbank dazu verpflichtet, das beschädigte Geld zu ersetzen. 

Wie die «Tribune de Genève» berichtet, sollen die Banknoten spanischen Frauen gehören, die sie vor einigen Jahren in der Schweiz in einem Safe deponierten. Ein Anwalt übernahm im Namen der Verantwortlichen die Kosten für die beschädigten Toiletten. Diese mussten abmontiert werden. 

«Die Schüsseln waren gefüllt mit Dutzenden 500-Euro-Schnipseln»

Unter den betroffenen Lokalen waren unter anderem das Café du Centre und die Pizzeria Molino. Laut der «Tribune de Genève» sollen die Angestellten des italienischen Restaurants das überschwemmte Badezimmer gefilmt haben. Wegen den verstopften Toiletten war der Boden unter Wasser, die aufgeweichten und zerschnittenen 500-Euro-Scheine schwammen in den Schüsseln sowie im Lavabo. 

In den Restaurants erinnert man sich noch genau an den Vorfall im Juni: «Die Männertoiletten waren komplett verstopft. Die Schüsseln waren gefüllt mit Dutzenden 500-Euro-Schnipseln», sagt der Geschäftsführer einer der beiden betroffenen Lokale zur Zeitung.

Die Scheine waren mit einer Schere zerschnitten worden 

Als die Polizei kam, versiegelte sie die Tür und nahm überall Fingerabdrücke. Der Besitzer des Café du Centre vermutet, dass es sich um nicht bezahlte Steuern handelt: «Es ist schade. Das Geld hätte von seinen Besitzern an arme Leute im Kanton verteilt werden können. Davon gibt es genug.»

Der Genfer Justizsprecher Vincent Derouand sagte, dass die Banknoten vermutlich mit einer Schere zerschnitten worden waren. Weder das Zerschneiden von Geldscheinen noch das Verstopfen von Toiletten ist in der Schweiz verboten. Trotzdem wurden Ermittlungen aufgenommen. Es gehe darum, die Herkunft der Scheine zu klären, sagt Derouand. (boo)

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