Rumpelt die Appenzeller Bahn durch Speicher AR, dann klirren bei Samuel Forrer (67) im Unterdorf die Gläser in der Vitrine. Und bei Peter von Tessin (47) oben im Dorfteil Vögelinsegg vibrieren die Fensterscheiben seines alten Appenzellerhauses. Noch schlimmer ist aber, dass die Züge der Appenzeller Bahnen bei kaltem und trockenem Wetter bei der Durchfahrt durchs Dorf geradezu kreischen.
«Ein Ton, der durch Mark und Bein geht», sagt Peter von Tessin. Er und seine Frau betreiben im Vögelinsegg ein Kleintheater. Haben sie dort eine Aufführung, wird diese je nach Wetter alle 15 Minuten unterbrochen, weil der quietschende Zug alles übertönt. Nachbar Christian Öhlschlegel (69) bestätigt: «Die kreischenden Züge prägen hier unser Leben!»
Laut wurde es auch bei der Gemeindeversammlung
Wenig überraschend also, dass der CEO der Appenzeller Bahnen, Thomas Baumgartner (51), das Dorf nur ungern an offiziellen Anlässen besucht. Denn die Bevölkerung ist von den kreischenden Zügen schwer genervt. Das musste Baumgartner erst gerade wieder erleben.
Bei der Gemeindeversammlung drehten sich die allermeisten Wortmeldungen um die Züge. Baumgartner, als Gast anwesend, hatte Mühe, die tobende Bevölkerung zu beschwichtigen. «Das war sehr unangenehm», sagt er zu BLICK.
Kein Wunder, sagt Anwohner Samuel Forrer. «Seit über einem Jahr ist das Quietschen der Züge unerträglich, doch passiert ist bis jetzt nichts! Da wäre es für mich auch schwierig, der Bevölkerung hier noch eine gescheite Ausrede aufzutischen.»
Quietschproblem seit Zug-Umwandlung
Das Problem mit den Quietsch-Zügen gebe es erst, seitdem die Appenzeller Bahnen die alten Gelenktriebwagen 2018 durch neue «Tangos» ersetzt hätten. Umgebaute Trams, wie sie auch in Basel eingesetzt werden.
Forrer hat zudem festgestellt, dass die Züge wesentlich leiser durch den Ort fahren, wenn die Schienen nass sind. Erste Anwohner haben darum damit begonnen, die Geleise regelmässig zu bewässern, um so für Ruhe zu sorgen. «Doch es braucht hier eine technische Lösung. Das kann doch nicht so schwer sein», schimpft Forrer.
Gegenüber BLICK räumt Bahn-Direktor Baumgarter punktuelle Probleme mit den kreischenden Zügen ein. «Doch so einfach lassen sich die nicht lösen», sagt er. Das Quietschen ist physikalisch bedingt. So entstehe der Ton durch die Reibung zwischen Rädern und Schienen.
Warnung vor Selbsthilfe der Bevölkerung
«Seit sich die Anwohner in Speicher über Lärm beklagen, versuchen wir das Problem zu vermindern», verteidigt sich der CEO. So würden die Zugführer neuerdings beim Durchfahren einer Kurve ein Sekret auf die Räder sprühen, damit der Zug leiser gleitet. «Aber das ist nicht ganz ungefährlich. Gerät zu viel Schmiere auf die Schiene, kann der Zug weniger schnell bremsen! Das müssen wir ebenfalls verhindern», so der Bahndirektor.
Er warnt gleichzeitig aber auch die Anwohner davor, selber Massnahmen zu ergreifen. Etwa, dass sie eben mit Giesskannen die Geleise nass machen. «Das ist verboten – erwischen wir jemanden, werden wir strafrechtlich dagegen vorgehen.»
Baumgartner versichert aber: Den Schrei nach Ruhe in Speicher habe man bei den Appenzeller Bahnen längst gehört. Doch für eine Lösung brauche es noch Zeit und Geduld.
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