Wegen Personalmangel
Schweizer Schulen stellen unqualifizierte Lehrer ein

Schulen greifen auf unterqualifiziertes Personal zurück, weil es in der Schweiz zu wenig ausgebildete Lehrer gibt. In der Deutschschweiz gaben nur 17 Prozent der Schulleiter an, dass sie alle Personallücken mit Lehrkräften besetzen konnten. In der Romandie und im Tessin ist die Situation noch prekärer.
Publiziert: 12.06.2016 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:40 Uhr
Nur jeder zehnte Lehrer im Tessin ist eine Fachkraft.
Foto: KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Diese Zahlen schockieren. Wie eine repräsentative Umfrage bei 1141 Schweizer Schulleitern zeigt, sind längst nicht alle Lehrer, die eine Klasse unterrichten, qualifiziert dafür.

Wie die «SonntagsZeitung» heute schreibt, werden bei Neuanstellungen wegen der Lehrer-Knappheit zum Teil erhebliche Qualitätseinbussen in Kauf genommen. Um die Leerstellen in den Klassenzimmern zu füllen, greifen die Schulen laut der Zeitung auf Personal zurück, das nicht die nötige Ausbildung mitbringt.

Nur jeder zehnte Lehrer im Tessin ist qualifiziert

Erstmals haben die Verbände der Schulleiter aus der Deutschschweiz (VSLCH), der Westschweiz und dem Tessin die Stellensituation gesamtschweizerisch untersucht. In der Deutschschweiz gaben nur 17 Prozent der Schulleiter an, dass sie alle Personallücken mit Lehrkräften besetzen konnten, die den Anforderungen des Stellenprofils entsprechen. 83 Prozent der Schulleiter mussten auch unterqualifizierte Pädagogen anheuern.

Noch prekärer ist die Situation in der Romandie und im Tessin, wo nur 9 Prozent der Schulleiter bei Neuanstellungen ausschliesslich genügend qualifizierte Lehrer fanden. «Die Schulleitungen müssen bei der Besetzung der offenen Stellen oft erheblich Kompromisse eingehen», sagt VSLCH-Präsident Bernard Gertsch. Laut Beat Zemp, Präsident des Schweizer Lehrerverbandes LCH, wird sich das noch verschärfen: «Die Tendenz, dass Schulleiter anstellen müssen, wen sie gerade bekommen, wird weiter zunehmen.»

Die Schulen jonglieren mit dem Personal

Schon heute würden in gewissen Regionen bis zu einem Viertel fachfremde Lehrer unterrichten, schreibt die «SonntagsZeitung» weiter. Der Lehrermangel zwingt die Schulen, mit Personal zu jonglieren. Vor den Klassen stehen Lehramtsanwärter, um fehlende Pädagogen zu ersetzen, Primarlehrer helfen in den Sekundarschulen aus, Französischlehrer unterrichten auf der Oberstufe zusätzlich Deutsch, auch wenn sie für dieses Fach kein Patent haben. Schwer zu besetzen sind für das kommende Schuljahr vor allem Vakanzen in Primarschulen.

Fast die Hälfte der Deutschschweizer Schulleiter gab in der Umfrage an, dass sie Mühe haben, Stellen für Fachlehrer in der 3. bis 6. Klasse zu besetzen. (gru)

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