Er ist zweifacher Schweizermeister und dreifacher Europameister. Tausende von Trainingsstunden hat Radprofi Giuseppe Atzeni (34) aus Siebnen SZ auf seinem Rennrad verbracht. Doch wenn er an die Fahrt von Dienstagabend denkt, kann er sich fast nicht beruhigen. «Diese Busse nervt mich und ist einfach unnötig», sagt Giuseppe Atzeni.
Der Steher trainiert für die Europameisterschaft im August auf der Rennbahn in Zürich-Oerlikon. Er ist mit den Radprofis Thomas Frischknecht, Simon Zahner und Christian Heule unterwegs.
Die Gruppe ist um 11 Uhr losgefahren. Ihr Tagesziel: 150 Kilometer rund um die Rigi. Auf der Steinerberg-Strasse fahren sie auf den Sattel. «Ich habe voll Gas gegeben und war oben nassgeschwitzt», sagt Atzeni. «Also liess ich kurz meinen Lenker los und schloss den Reisverschluss des Trikots.»
Genau dann fährt eine Patrouille der Kantonspolizei Schwyz vorbei. Wenige Hundert Meter später winkt eine Polizistin mit der Kelle: Rausfahren!
«Sie fragte, was ich gerade gemacht habe. Ich antwortete, dass ich mein Trikot zu gemacht habe», sagt Atzeni. Er denkt sich, die Polizistin macht einen Witz. «Dann sagte sie: ‹Sie haben die Lenkvorrichtung losgelassen, das gibt eine Busse.› Da wusste ich, dass sie es ernst meinte.»
Giuseppe Atzeni kriegt von den Beamten eine Busse 20 Franken aufgebrummt. Und zwar streng nach Punkt 600.1. der Ordnungsbussenverordnung: «Loslassen der Lenkvorrichtung».
«Ich werde die Busse zahlen. Aber hat die Polizei nichts Besseres zu tun?», fragt Atzeni. Bis zu 25 000 Kilometer legt er jährlich auf dem Velo zurück. Viele davon wie am Dienstag als Training auf der Strasse. «Bei keiner Tour de Suisse steigen die Fahrer ab, um ihr Trikot zu schliessen», sagt Atzeni. «Dürfen wir künftig im Ziel die Lenker auch nicht mehr loslassen?»