282 Ärzte und Ärztinnen wurden zwischen März und Ende Mai positiv auf das Coronavirus getestet. Das geht aus einer Umfrage des Berufsverbandes der Schweizer Ärztinnen und Ärzte hervor. 26 der infizierten Ärzte mussten hospitalisiert werden. 15 der positiv Getesteten zeigten keinerlei Symptome. Die Schweizer Ärztezeitung publizierte die Ergebnisse der Umfrage.
An der Umfrage haben knapp ein Drittel aller vom Verband angeschriebenen Ärzte teilgenommen – also insgesamt 12'111 von über 30'000 praktizierenden Medizinern. Die Zahl derer, die insgesamt an Corona erkrankt sind, dürfte also deutlich höher liegen. 60 Prozent der Befragten kannten entweder einen Arzt oder eine Gesundheitsfachperson persönlich, die am Coronavirus erkrankt ist.
Im März – auf dem Höhepunkt des Ausbruchs in der Schweiz – hatte ein Drittel der befragten Ärzte jeden zweiten Tag mit einem Corona-Verdachtspatienten oder einer infizierten Person zu tun. Zu der Zeit mangelt es ausgerechnet an dem, was die Ärzte schützen soll: Schutzmasken. 57 Prozent der teilnehmenden Ärzte sprechen in der Umfrage von einer schlechten oder eher schlechten Verfügbarkeit. Im April waren 40 Prozent dieser Ansicht, im Mai dann noch unter zehn Prozent.
«Es gibt kein gesondertes Prozedere für Mediziner»
Doch was passiert in einem Spital, wenn ein Arzt oder das Pflegepersonal am Virus erkrankt?
Alex Josty, Leiter der Kommunikation des Berner Inselspitals, sagt zu BLICK: «Es gibt kein gesondertes Prozedere für Mediziner.» Ärzte werden behandelt wie alle anderen Infizierten. Hat sich ein Arzt angesteckt, befolgt er die Anweisungen des Bundesamts für Gesundheit und geht in Quarantäne. Dasselbe gilt für Personen, die er möglicherweise infiziert haben könnte.
Das Spital und sein Personal seien davon jedoch nicht massgeblich betroffen, sagt Josty weiter. Mit den im Inselspital geltenden Hygienemassnahmen sei das Infektionsrisiko untereinander gering. Es gelten die Abstandsregeln – auch in den Pausenräumen. Wo immer man den Mindestabstand nicht einhalten könne, werde Maske getragen. So sei der Total-Ausfall einer gesamten Station wegen eines infizierten Arztes nahezu ausgeschlossen.
53 Mitarbeitende am Unispital Zürich Corona-positiv
Alex Josty sagt auch: «Wir haben 11’000 Mitarbeitende. Es gab Ärzte und Pflegepersonal, die infiziert waren.» Laut Josty sei es eher unwahrscheinlich, dass sich die Inselspital-Mitarbeitenden untereinander angesteckt haben. Auch das Universitätsspital Zürich bestätigt Corona-Fälle bei Ärzten und Pflegepersonal. Bei über 8500 Mitarbeitenden wurden 53 Mitarbeitende positiv auf das Virus getestet. Auch hier heisst es: «Bei keinem der Betroffenen wird eine Ansteckung im Spital, sondern bei allen im privaten Umfeld vermutet.»
Im Krankheitsfall werden auch in Zürich die Kontakte im privaten und beruflichen Umfeld rückverfolgt. «Nur wenn der betroffene Mitarbeitende bei der Arbeit im Spital ungeschützten Kontakt zu Mitarbeitenden hatte, werden diese in Quarantäne geschickt.» Das sei jedoch fast nie der Fall, weil auch am Zürcher Uni-Spital strenge Hygiene- und Schutzmassnahmen eingehalten würden.
Auch bis anhin coronafreie Patienten müssten sich danke den Schutzkonzepten keine Sorgen machen – selbst wenn ein infizierter Arzt sie behandelt habe. «Eine Übertragung der Erreger von Patient zu Mitarbeitenden und umgekehrt ist dadurch so gut wie ausgeschlossen.» Bei einem «relevanten Kontakt» werde aber auch über Patienten eine Quarantäne verhängt.