«Das gabs noch nie: Sex-Seminar bei der Bundeswehr», titelte diese Woche die deutsche Boulveardzeitung Bild. Im Bericht ging es um einen Workshop zum Thema «Umgang mit sexueller Identität und Orientierung in der Bundeswehr», den die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (58) Ende Januar organisiert.
Eingeladen sind Parlamentarier, der Beirat innere Führung der Bundeswehr und die Chefs der Teilstreitkräfte. Ziel ist es, die Bundeswehr bunter zu machen und «für sexuelle Randgruppen zu öffnen».
Eine deutsche Innovation? Denkste. «Die Gleichstellung aller Armeeangehörigen und das sogenannte Diversity Management sind der Schweizer Armee sehr wichtig – sowohl bei der Miliz als auch beim angestellten Personal», sagt Armeesprecher Mirco Baumann zu BLICK. «Führungskräfte werden zudem anlässlich ihrer Weiterbildungslehrgänge ausgebildet und sensibilisiert.»
Bei der Rekrutierung werde weder nach der sexuellen Ausrichtung gefragt, noch sei sie ein Ausschlusskriterium. Zum Umgang mit Transsexualität sagt Baumann jedoch: «Bei Transsexuellen wird die Militärdiensttauglichkeit genau evaluiert und individuell beurteilt.»
Man achte jedoch darauf, dass die Armeeangehörigen unabhängig von ihrer Eigenart als Menschen mit all ihren Grundrechten ernst genommen und respektiert werden.
«Grosse Fortschritte»
Die homosexuellen Offiziere der Schweizer Armee haben sich im Verein Queer Officers organisiert. Präsident Beat Steinmann (59) ist zufrieden: «Die Fortschritte sind gross und der scheidende Chef der Armee hat uns versichert, dass er den Diversity-Gedanken im neuen Dienstreglement verankern will. Da bleiben wir natürlich auch bei seinem Nachfolger dran.»
Heute seien die Schwierigkeiten für Homosexuelle in der Armee nicht mehr grösser als im zivilen Leben. Doch Steinmann betont auch: «Homophobie ist nach wie vor verbreitet, auch in der Schweiz, und die macht vor den Toren der Kasernen keinen Halt.»
Attraktives Image
Das deutsche Verteidigungsministerium versucht sich mit den Kursen auch ein attraktives Image zu verpassen: «Die Bundeswehr muss sich fortlaufend als ein wettbewerbsfähiger, flexibler und moderner Arbeitgeber positionieren. Dabei hat sie den Anspruch, alle gesellschaftlichen Gruppen anzusprechen.»
Muss sich die Schweiz, die im Gegensatz zum deutschen Nachbarn keine Berufsarmee hat, sondern immer noch die Dienstpflicht kennt, hier weniger bemühen? Nein, meint Armeesprecher Baumann: «Die Schweizer Milizarmee ist ein Abbild der Gesellschaft und dementsprechend versucht sie auch, alle Gruppen positiv anzusprechen und miteinzubeziehen.»