Johlend verlassen die drei Schweiz-Kroaten im Morgengrauen das Hotel. Sie grüssen Nachtportier Dario R.* (21) und rufen ihm zu: «Wofür ins Bordell gehen, wenn man hier solche Frauen kennenlernt.» Einer der Männer greift noch zum Kugelschreiber und kritzelt frech ins Gästebuch: «Ficken war sehr gut, bester Escort.»
Bei den Escort-Damen handelt es sich um zwei Russinnen, Mutter und Tochter, wie der Portier wenige Stunden später herausfindet. Die beiden residieren in einem Mini-Doppelzimmer mit 1,40-Meter-Bett und haben in der Nacht ihren Schlüssel verloren.
Erst ein Jahr dabei und schon viel erlebt
Dario R. verzieht keine Miene. Diskretion ist in seinem Job Ehrensache – für BLICK macht er eine Ausnahme. Rot wird er bei pikanten Erlebnissen schon lange nicht mehr. Er ist skurrile Szenen gewohnt, dabei arbeitet der junge Mann erst seit einem Jahr als Nachtportier in einem renommierten Zürcher Hotel.
Es sei noch nicht lange her, als ein betrunkener Anzugträger in Begleitung einer jungen Frau an der Hoteltür klingelte. Dario R. liess die beiden rein. «Ich dachte, sie seien Gäste und führte deshalb meinen nächtlichen Rundgang fort», sagt er. Doch der Mann und die Frau haben noch kein Zimmer, die Lust überkam sie trotzdem schon in der Lobby.
Sex auf dem Tresen
Der Portier bekam davon zunächst nichts mit. Erst als der Mann nach 20 Minuten noch mal die Glocke bediente. «Ich ging also noch einmal zur Rezeption, um ihnen ein Zimmer zu buchen. Die Frau hatte verwuschelte Haare und ihre Bluse war aufgeknöpft. Da dämmerte mir langsam, was die beiden wohl in meiner Abwesenheit getrieben haben», sagt Dario R.
Später schaut er auf der Überwachungskamera nach und tatsächlich: Der Anzugträger setzte die Frau auf den Rezeptionstresen und verschwand mit dem Kopf zwischen ihren Schenkeln. Sie stoppten erst, als sie die Überwachungskamera bemerkten. Vorerst. «Sie verschwanden dann noch auf dem Klo», weiss der Portier.
Andere Gäste seien kamerafreundlicher: «Ich erinnere mich noch gut an ein niederländisches Paar, das im Deluxe-Doppelzimmer illegal einen Porno gedreht hat!» Der Zimmernachbar, ein deutscher Vater mit Kleinkind, habe sich nachts bei ihm beschwert. Über die eindeutigen Geräusche, er könne deshalb nicht schlafen. «Also ging ich hoch und klopfte an die Zimmertür.»
Equipment für Porno-Dreh ums Bett drapiert
Ein Mann öffnete ihm. Er trug nur einen offenen Bademantel über den Schultern. Der Portier ermahnte ihn und seine Begleitung. Doch das Paar hörte nicht auf. «Das Zimmermädchen entdeckte morgens schliesslich Kameras und Beleuchtung, akkurat ums Bett herum angeordnet», erzählt er.
Und sind die Filmchen im Netz gelandet? Dario R. lacht: «Ich habe nicht nachgeschaut. Aber so teures Equipment nimmt man kaum umsonst mit.»
Wilde Party und Verwüstungen
Eine ähnliche Szene spielte sich einige Monate später ab. Ein junger Schweizer (24) bestellt bei Dario R. flaschenweise Wein, Champagner und ein Drei-Gänge-Menü. Der Nachtportier bringt die Bestellung aufs Zimmer. «Der Gast wollte sogar noch, dass ich bleibe und mit ihnen feiere», so R. Er lehnt ab. Am nächsten Morgen dann der Schock, die Party war völlig ausgeartet: «Sie hatten Fenster und Spiegel eingeschlagen. Das Bett war verwüstet», erzählt er.
Aufräumen musste Dario R. nicht. Seine Schicht endet immer frühmorgens. Aber: «Dann ärgern sich die Zimmermädchen weiter mit diesen Gästen herum.» Seinen Job mache er trotz aller Nebengeräusche sehr gerne. Schliesslich bieten die Erlebnisse in den unzähligen Nachtschichten vor allem eines: gute Geschichten.
* Name geändert