Vorwürfe gegen Dachorganisation STS
Tierschützer hauen sich auf die Pfoten

Die Zürcher Sektion hat sich bereits verabschiedet aus dem Dachverband der Tierschützer. Nun überlegt sich auch Basel diesen Schritt.
Publiziert: 12.01.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:20 Uhr
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Béatrice Kirn vom Verein Tierschutz beider Basel.
Von Lea Gnos

Der Dachverband des Schweizer Tierschutzes STS ist unter Beschuss. Es geht um die Verschwendung von Ressourcen, irreführende Werbung und mangelndes Mitspracherecht.

Die Kritik kommt aus den eigenen Reihen, von einer der grössten Sektionen: jener der beiden Basel. «Wir haben uns überlegt, ob wir aus dem Dachverband austreten sollen», sagt Geschäftsleiterin Béatrice Kirn (57). Sie findet, dass ausgerechnet jene Sektionen, die Tierheime unterhalten und zum Beispiel Katzenkastrationen durchführen, zu wenig vom Spendenkuchen erhalten. Dabei tritt der Schweizer Tierschutz in deren Namen auf. Kirn: «In seinen Mailings legt der STS Infomaterial unserer Tierheime bei. Die Leute spenden dann dem Schweizer Tierschutz – und wissen nicht, dass dieses Geld den Tierheimen gar nicht direkt zufliesst.» Heinz Lienhard (78), Präsident des STS, wehrt sich: «In solchen Mailings wird nicht zu Spenden aufgerufen.»

Der STS schütte den Sektionen jedes Jahr Finanzbeiträge von nahezu einer Million Franken aus verschiedenen Fonds für ihre Tierschutzarbeit aus. Zudem profitierten die Sektionen von Gratisdienstleistungen. Dem widerspricht Béatrice Kirn: «An unsere Betriebskosten von 3,2 Millionen Franken pro Jahr erhalten wir vom STS gerade mal 20 000 Franken. Darin eingeschlossen sind Futterspenden.» Das sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein.

Die Sektionen hätten generell viel zu wenig Mitspracherecht, etwa bei der aktuellen Anti-Pelz-Kampagne. Auf den Plakaten posieren Ex-Missen mit Tattoos, auf denen steht: «Lieber nackt als im Pelz.» In Basel ist man wenig begeistert. «Wir wurden nie gefragt, wie wir das finden», sagt Kirn. Ihrer Meinung nach sei zu wenig erkennbar, worum es gehe. Es sehe aus wie eine Modekampagne. «Um für unser Anliegen Gehör zu finden, mussten wir mit Animal Trust und Vier Pfoten eine eigene Pelzkampagne umsetzen.» Kosten: 100 000 Franken. «Dabei wäre es sinnvoller, die Kräfte zu bündeln», sagt Kirn. «Es wäre schön, der STS würde sich mehr mit den Sektionen absprechen.»

Spannungen gab es auch zwischen dem STS und dem Zürcher Tierschutz, der schon vor Jahren aus dem Dachverband ausgetreten war. Beide führten unabhängig voneinander aufwendige Studien zur Pelzdeklaration durch – und kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Die Zürcher präsentierten ihre als Erste der Öffentlichkeit. Und stahlen dem STS die Show.

«Solche Doppelspurigkeiten sind eine Verschleuderung der Mittel», kritisiert Béatrice Kirn. Die Studie sei nicht vergebens gemacht worden, hält Präsident Heinz Lienhard dagegen. Die Ergebnisse würden als «interne Hintergrundinformation genutzt».

Und warum keine gemeinsame Pelz-Aktion? Lienhard: «In den Statuten des STS ist das nicht vorgeschrieben.»

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