Lucille Hunkeler (32) taucht am 1. August 2004 mit ihrem Sohn Ruben (8) unter. Sie flüchtet ins Engadin. Dort trifft sie den St. Moritzer Nobel-Hotelier Claudio Bernasconi (52). Die beiden verlieben sich. Er bringt sie in seinem Hotel Waldhaus unter.
Der Mann, der die grösste Whiskysammlung der Welt besitzt, gestand gegenüber «Radio 24»: «Ich war zu der Zeit liiert mit ihr.»
Bernasconi behauptet, das Liebes-Glück mit der blonden Radrennfahrerin habe bloss kurz gehalten. «Sie war nur für zwei Wochen bei mir im Hotel.»
Als die Polizei offiziell nach seiner Geliebten fahndete, sei sie in den Zug gestiegen und weggefahren.
Die Zeit reichte aber offenbar, um ein Kind zu zeugen. Einen Buben.
Bernasconi will davon nichts gewusst haben. Verneint aber auch nicht, dass er der Vater des Kleinen ist. «Wenn es nicht schwarz ist, könnte man das nicht grundsätzlich ausschliessen», sagte er gegenüber «Radio 24».
Weitere Fragen wollte der Hotelier gegenüber BLICK nicht beantworten.
Von St.Moritz flüchtet die Entführerin weiter. Lucille Hunkeler zieht mit ihrem Sohn ins afrikanische São Tomé – ausgerechnet zu Bernasconis gutem Freund Gian Meyer.
Der 59-Jährige ist ein prominenter St. Moritzer Arzt. Er praktiziert 10 Wochen im Jahr im Edel-Skiort, behandelt mitunter dort die reichen Gäste.
Den Rest des Jahres lebt Meyer in Afrika. Im Inselstaat São Tomé – kaum grösser als das Engadin – unterhält er ein Entwicklungsprojekt. Operiert Kranke und baut Schulen und Kindergärten. Sein soziales Engagement führte Meyer auch schon zu Kurt Aeschbacher ins SF.
Finanziert werden Meyers Hilfsprojekte von einer Stiftung. Ihr Name weist ins Engadin: «Waldhaus am See St. Moritz» – das Hotel seines Freundes Claudio Bernasconi. Neben Hunderttausenden von Franken aus Wohltätigkeitsveranstaltungen spendet sein Hotel pro Gast einen Franken.
Hat Claudio Bernasconi der flüchtigen Mutter das Versteck in São Tomé ermöglicht? Er gibt sich ahnungslos: «Davon weiss ich nichts», sagt er gegenüber «20 Minuten».
Gian Meyer hingegen wird sich jetzt erst bewusst, worauf er sich eingelassen hat: «Ja, Lucille ist bei mir verkehrt», sagte er BLICK. Aus reinem Samaritertum habe er sich in diese Lage manövriert.
«Ich habe vom Scheidungsverfahren gewusst. Auch, dass der Vater das Sorgerecht für Ruben hatte. Ich wusste aber nicht, dass es einen internationalen Haftbefehl gegen Lucille Hunkeler gab.»
Erst verstand sich Meyer gut mit der Luzernerin. Doch Lucille Hunkeler strapazierte die Hilfsbereitschaft des Promi-Arztes. Sie verliebt sich in den kubanischen Arzt Joel C.*, der für die Stiftung arbeitet.
«Als sie sich vor zwei Jahren mit dem Kubaner einliess, wurde ich wütend. Er wohnte bei mir, ich schickte ihn weg. Lucille erhielt Hausverbot», sagt Meyer.
Schliesslich ist Bernasconi einer seiner besten Freunde. Vom Kubaner Joel C. kriegt Lucille Hunkeler ihr drittes Kind. Ein Mädchen. Das Baby ist behindert, hat einen Hirnschaden.
Die Mutter will mit ihrem kranken Kind zur Spezialbehandlung nach Johannesburg in Südafrika. Auf der Durchreise in Mosambik wird sie letzten Freitag verhaftet. Und nach Rom ausgeschafft.
«Lucille hat eine sehr liebevolle Beziehung zu ihrem Sohn. Es ist eine Riesen- Katastrophe, die beiden zu trennen», sagt Arzt Meyer.
In Italien drohen ihr 10 Jahre Gefängnis – wegen Kindsentführung.
Zu einer Strafe von einem Jahr wurde sie schon früher verurteilt – damals noch wegen Kindsentzug.
Morgen wird Lucille Hunkeler nochmals vom Richter einvernommen.
Am Samstag darf Elisabeth Hunkeler (57) ihre Tochter und ihre beiden Enkel ein letztes Mal im Frauenknast Rebibbia besuchen.
Ein trauriger Abschied aus Italien. Ruben sieht sie nicht mehr, ehe sie in die Schweiz zurückkehrt. Er ist bei seinem Vater in der Toscana.
Mitarbeit: Pierre A. Graenicher
*Name der Redaktion bekannt
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