Vor elf Jahren kannte ihn die ganze Schweiz
Der 10-Millionen-Dieb: «Ich bereue nichts!»

Er stahl 10 Millionen und floh auf die Reeperbahn. Heute ist er mit 6000 Franken im Monat zufrieden.
Publiziert: 25.02.2013 um 16:40 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:58 Uhr
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Michael Felder vor seiner Wohnung in Däniken SO.
Foto: Ralph Donghi
Von Ralph Donghi

Lässig lehnt er am Balkon vor seiner Wohnung in Däniken SO. Sonnenbrille, Holzfällerhemd. Michael Felder (49), der Millionendieb. Vor elf Jahren kannte ihn die ganze Schweiz. Als «Geiler Depp» machte er Schlagzeilen.

Der Sicherheitsmitarbeiter klaute 2002 aus seinem ­eigenen Geldtransporter 10,6 Millionen Franken, flüchtete an die Hamburger Reeperbahn. 80 000 Franken verjubelte er im Rotlichtmilieu. Wenig später wurde er verhaftet. Wanderte ins Gefängnis.

Trotzdem sagt er heute: «Ich bereue nichts!» Er habe damals aus seinem Leben ausbrechen wollen. «Ich wollte weg aus der langweiligen Schweiz. Für kurze Zeit so richtig Spass haben. Ich wusste, dass ich verhaftet werde», sagt Felder.

Nach dem Knast direkt nach Thailand

Nur eins stört ihn noch immer. «Am meisten hat mich genervt, dass mich alle als dumm hingestellt haben. Nur, weil ich von den Millionen nichts versteckt hatte für später. Für heute zum Beispiel.» Dabei sei es in einem psychiatrischen Gutachten bewiesen, «dass ich einen IQ von 130 habe. Also 30 Zähler über dem Durchschnitt!»

3,5 Jahre Knast kassierte Felder. «Nach 29 Monaten kam ich raus.  Als Erstes flog ich für zehn Tage nach Thailand. Allein. Das war super.»

Danach arbeitet Felder erst bei einer Sicherheitsfirma – bis man ihm den Waffenschein wegnimmt. Dann als Kanalarbeiter. «Das gefiel mir nicht. Meine Schwester hat mir einen Job bei einer Kabelfirma besorgt. Das mache ich jetzt seit sechs Jahren und fühle mich wohl. Ich fertige Fassungen für Stromkabel an, arbeite an einer Maschine.»

«Ich habe keine grossen Träume mehr»

6000 Franken brutto verdient Felder im Monat. «Das reicht mir. Ich habe keine grossen Träume mehr.» Er wohnt in einem auffälligen blauen Block im ersten Stock. «Ich habe eine Dreieinhalbzimmerwohnung für 1100 Franken gemietet. Ich lebe ganz einfach, arbeite nur oder bin zu Hause.»

Auf der Strasse wird er heute kaum noch erkannt. «Es spricht mich niemand auf den Millionen-Diebstahl an. Ich gehe sowieso nicht oft raus, in den Ausgang schon gar nicht.»

Viel lieber ist er daheim bei seiner Frau. «Ich habe endlich meine Traumfrau gefunden!», schwärmt Felder. Die 34-jährige Nok, eine Thailänderin, ist seit 2007 seine Ehefrau. «Ich habe sie in Zürich kennengelernt. In einer Beiz. Sie gibt mir jeden Tag alles, was ich so brauche.»

Eigentlich wollte Michael Felder ein Buch über den Coup seines Lebens schreiben. «Diese Idee ging leider auch bachab», sagt er. «Irgendwie waren die 100 Seiten auf dem Computer plötzlich von Viren befallen. Ich konnte nichts mehr richtig entziffern.»

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