Ein kurzer, lauter Knall, dann Geschrei. «Ich habe sofort gemerkt, dass etwas nicht stimmt», sagt Zsolt Fekete (48). Er hielt sich während des Unfalls ganz in der Nähe auf, sah einen Buben wegrennen: «Sein Kopf war blutüberströmt.»
Auf dem Areal der seit den 60er-Jahren stillgelegten Zündholzfabrik am Dorfrand von Fehraltorf ZH kam es am Freitagnachmittag gegen 16.30 Uhr zu dem folgenreichen Unfall, bei dem vier Buben im Alter von elf bis zwölf Jahren verletzt wurden – zwei von ihnen schwer. Letztere wurden per Helikopter ins Spital geflogen, die beiden anderen per Ambulanz in verschiedene Spitäler gefahren.
Zwei Buben, die mit den verletzten Jungen in die nahe gelegene Schule gingen, sehen sich einen Tag nach dem Unfall den Ort der Tragödie an. Sie kennen die Opfer und wissen: Bis am Freitag war die alte, nicht gesicherte Fabrik bei den Kindern im Dorf ein beliebter Treffpunkt. Ja, auf die Buben des Dorfes übte das riesige, zum Teil verfallene Fabrikareal eine geradezu magische Anziehungskraft aus. Es war ihr Spielplatz. In der Scheune, wo der Unfall passierte, liegen offene Zementsäcke und Zündhölzer herum – und ein leerer Benzinkanister, wie er zum Betanken von Töffli verwendet wird.
In der Woche vor dem Unfall sahen Nachbarn, wie die Polizei die alten Fabrikgebäude inspizierte. Nach dem Unfall wurde das Fabrikgelände mit Holzbalken verbarrikadiert. Für die vier Buben zu spät.
In der Scheune, wo sich der Unfall ereignete, war zuletzt ein Plattenleger aus dem Dorf eingemietet. Dieser starb vor zwei Jahren. Seither wurde das Gebäude sich selbst überlassen.
Das Areal der alten Zündholzfabrik gehört der Familie des ehemaligen Gemeindepräsidenten von Fehraltorf, Werner W.* (87). Der wohnt noch immer auf dem teilweise unter Denkmalschutz stehenden Areal.
Der Ungare Zsolt Fekete kümmert sich um W. und dessen Frau. Auch er kann nur vermuten, was sich am Freitag zugetragen hat. Vielleicht hätten die Jungen etwas gefunden, was zur Explosion führte. «Oder sie haben dort etwas zusammengemischt, was dann explodierte.»
Was genau zu der folgenreichen Explosion führte, versucht die Polizei nun herauszufinden. Vor Ort ermittelten gestern Spezialisten des forensischen Dienstes der Kantons- und Stadtpolizei Zürich.
Mithilfe von Metalldetektoren sicherten sie in und um die Scheune Spuren. «Wir ermitteln intensiv und breit», sagt Polizeisprecher Ralph Hirt zu SonntagsBlick. Zum Zustand der schwer verletzten Buben wollte er aus Rücksicht auf die Familien der Jungen keine Angaben machen.
Der Unfall ist auch ein Schock für die Schule von Fehraltorf, wo die vier Jungen in die sechste Klasse gehen. Schulpräsidentin und Gemeinderätin Beatrice Maier (59) veröffentlichte gestern auf der Webseite der Schule eine Mitteilung. Das Ereignis sei für die gesamte Schule eine Tragödie. «Die Schule Fehraltorf spricht den Familien ihre tief empfundene Anteilnahme aus.» Auch Gemeindepräsident Wilfried Ott (68) äusserte sich gestern auf Anfrage zum Unfall in der alten Fabrik: «Der Unfall tut uns unsäglich leid.»
* Name der Redaktion bekannt