Hier auf dem Farnsberg im Baselbiet investiert Landwirt Frank Thommen (38) in die Artenvielfalt. Auf seinem 23 Hektaren grossen Hof pflanzt er Hecken und Hochstammobstbäume. Er platziert Ast- und Steinhaufen.
Blumenreiche Wiesen mäht er nur zwei Mal im Jahr. Fast ein Viertel der Fläche seines Rinderzuchtbetriebs sind inzwischen Flächen zur Förderung der Artenvielfalt. Der Landwirt schafft damit ein Zuhause für seltene Vögel, Eidechsen, Wiesel und Insekten.
«Artenvielfalt hält auf natürlichem Weg Schädlinge in Schach und sorgt für fruchtbaren Boden», sagt Frank Thommen. Pascal König von der Naturschutzorganisation Birdlife Schweiz berät Thommen bei seiner Arbeit. Er weiss, dass diese bereits Früchte getragen hat. «Der Bestand des Neuntöters hat sich hier in den letzten Jahren verdoppelt – während er schweizweit stark abnimmt.»
Nahrungsmittel bedroht
Nicht nur der Bestand von Vogelarten wie dem Neuntöter nimmt in dramatischem Ausmass ab. Weltweit sind eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Zu diesem dramatischen Befund kommt der Bericht des Weltbiodiversitätsrats, der am Montag veröffentlicht wurde.
Der Rückgang der Biodiversität bedrohe die Lebensgrundlage von Millionen Menschen, hält der Bericht fest. Allein der Verlust von bestäubenden Insekten bedrohe Nahrungsmittel im Wert von über 500 Milliarden Dollar.
Auch in der Schweiz sind viele Arten vom Aussterben bedroht – das haben mehrere Berichte des Bundes festgestellt. Würden die bedrohten Arten für immer verschwinden, wäre nicht nur die Lebensmittelproduktion gefährdet. Eine grosse Artenvielfalt schützt Bewohner der Berggebiete unter anderem auch vor Naturgefahren.
Naturschützer ist skeptisch
Um den Artenschwund aufzuhalten, verabschiedete der Bundesrat 2012 seine «Strategie Biodiversität Schweiz». Doch der dazugehörige Aktionsplan steht erst am Anfang seiner Umsetzung – dabei hätten die Ziele bis 2020 erfüllt sein sollen. «Von den zehn Zielen, die der Bundesrat bis zum kommenden Jahr erreichen wollte, wird er keines erreichen», sagt Werner Müller von Birdlife Schweiz.
Überhaupt genüge der Aktionsplan nicht einmal im Ansatz, kritisiert Müller. «Er stützt sich nur auf Massnahmen innerhalb der Verwaltung und bezieht wichtige Akteure wie Umweltorganisationen nicht mit ein.»
Anders sieht man es beim Bundesamt für Umwelt. Die Umsetzung des Aktionsplans sei «auf gutem Weg». Dank der Bereitschaft von Bund und Kantonen, sich auch finanziell stärker für die Biodiversität zu engagieren, habe man seit 2017 eine Vielzahl neuer Projekte in Angriff genommen. Gleichzeitig räumt man beim Bund aber ein, dass die Umsetzung der Strategie länger dauert als geplant.