Selina M.* (25) konnte ihr Handy-Abo nicht verlängern – wegen eines Fehlers in der Datenbank der Inkasso-Firma Intrum Justitia. Laut deren Angaben hat M. immer noch einen Vormund. Als BLICK dem Fall untersuchte, bemerkte die Firma einen fatalen Fehler im System: Sie hat keinen Automatismus eingerichtet, der Kinderschutzmassnahmen wie die Vormundschaft, bei Erreichen der Volljährigkeit, aus dem System löscht.
Jetzt kommt aus: Intrum Justitia pfuscht nicht nur bei der Vormundschaft. Ronja L.* (33) kann seit zwei Jahren in Onlineshops nicht auf Rechnung bestellen – weil sie bei Intrum Justitia als kreditunwürdig gilt. «Ich verstehe das nicht. Meine Rechnungen habe ich immer bezahlt», sagt sie.
«Ich bin kein schlechter Zahler»
Ronja L. hakte bei der Inkasso-Firma nach. Diese bestätigte in einem Mail, das BLICK vorliegt: «Auf L.s Namen sind keine bonitätsmindernde Informationen gespeichert. Doch gibt es negative Bonitätsinformationen zu jemandem mit gleichem Nachnamen und gleicher Adresse – deshalb wird auch sie bei der Zahlung eingeschränkt.»
Ronja L. ist geschockt: «Ich habe offensichtlich nichts falsch gemacht, und doch werde ich wie ein kreditunwürdiger Bürger gebrandmarkt.» Sie bittet Intrum Justitia, diesen Fehler zu berichtigen. Doch die Firma schaltet auf stur. Das Problem sei nicht lösbar.
Mittlerweile hat sich Ronja L. sogar überlegt, wieder ihren Mädchennamen zu verwenden. «Mit dem hatte ich nie Probleme. Aber ich trage den Namen meines Mannes und meiner Kinder gerne – ihn zu ändern, wäre einschneidend», sagt sie.
Namensvetter im Nachbarshaus
Ein ähnliches Erlebnis hatte Alain G.* (68). «Meine ganze Familie hat ihre Bewertungen überprüft – wir alle haben keine bonitätsmindernde Informationen», sagt er. Aber er hat einen Namensvetter mit dreckiger Weste.
Die Inkassofirma Intrum Justitia löschte bisher Vormundschaften aus dem Kindesalter nicht automatisch. Der Fall von Selina M.* zeigt: Das kann fatale Folgen haben! Man kann für Handy-, Leasing- oder Mietverträge gesperrt werden.
Sind auch Sie betroffen? Durften auch Sie mal keinen Vertrag abschliessen, weil Sie aufgrund einer nicht gelöschten früheren Vormundschaft fälschlicherweise gesperrt worden waren?
Wenn ja, dann melden Sie sich bei uns mit Ihrem Fall und Ihren Kontaktdaten auf redaktion@blick.ch.
Die Inkassofirma Intrum Justitia löschte bisher Vormundschaften aus dem Kindesalter nicht automatisch. Der Fall von Selina M.* zeigt: Das kann fatale Folgen haben! Man kann für Handy-, Leasing- oder Mietverträge gesperrt werden.
Sind auch Sie betroffen? Durften auch Sie mal keinen Vertrag abschliessen, weil Sie aufgrund einer nicht gelöschten früheren Vormundschaft fälschlicherweise gesperrt worden waren?
Wenn ja, dann melden Sie sich bei uns mit Ihrem Fall und Ihren Kontaktdaten auf redaktion@blick.ch.
In seinem Fall wohnt dieser nicht einmal im selben Haus, sondern einige Häuser weiter. Die Adressen unterscheiden sich nur durch einen Buchstaben hinter der Hausnummer. «Solche Adresszusätze werden bei der Überprüfung der Adressen nicht berücksichtigt», schreibt Intrum Justitia in einem Mail.
Intrum Justitia will auch dieses Problem prüfen
Intrum Justitia bestätigt den Sachverhalt auf Anfrage. Laut der Inkasso-Firma sei dieses auf die sogenannte Option «Haushalt» zurückzuführen. Diese verknüpft Personen mit gleichem Namen und gleicher Adresse automatisch zu einem Haushalt – auch wenn die Personen nicht in der gleichen Wohnung wohnen.
Auf Nachfrage von BLICK will sich Intrum Justitia, wie schon im Fall von Selina M., dem Problem jetzt aber plötzlich doch annehmen und die Fälle überprüfen.
*Namen der Redaktion bekannt