So stellt Corona das Leben des Chamer Musikvereins auf den Kopf
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Chaos um Proberäume:So stellt Corona das Leben des Chamer Musikvereins auf den Kopf

Vereinsvorstände fühlten sich von Corona überrumpelt
Die Leitung der Fachstelle «Vitamin B» lief heiss

Die Pandemie stellt viele Schweizer Vereine vor Probleme. Vor allem am Anfang waren zahlreiche Fragen offen. Das Wissen der Vereins-Expertin Fanni Dahinden (43) von der Fachstelle «Vitamin B» war begehrt.
Publiziert: 26.11.2021 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2021 um 20:31 Uhr
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Fanni Dahinden (43) von der Fachstelle «Vitamin B», eine Beratungsstelle für Vorstandsmitglieder von Schweizer Vereinen, gegründet und finanziert durch das Migros.Kulturprozent.
Foto: zVg
Beat Michel

Der Tag, bevor der Bundesrat den Lockdown beschloss, wird Fanni Dahinden (43) wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Es war ein Dienstagnachmittag, sie hatte gerade Dienst am Beratungstelefon der Fachstelle «Vitamin B». Die leitende Expertin erzählt: «Die Leitungen liefen heiss. Die BAG-Hotline des Bundes hatte auf unsere Fachstelle verwiesen. Die Vereine waren verunsichert. Zu dem Zeitpunkt gab noch fast keine Regeln. Wir hatten sehr viel Arbeit.»

«Vitamin B» wurde im Jahr 2000 vom Migros-Kulturprozent lanciert, um das zivilgesellschaftliche Engagement in der Schweiz zu fördern und den Zusammenhalt zu stärken. Die Institution hat sich als Schweizer Fachstelle für Vereine seit Jahren etabliert. Neben einem Beratungstelefon am Dienstag können Vereinsvorstände auch über das Onlineformular jederzeit Fragen stellen. Auf der Homepage publiziert die Fachstelle laufend Informationen zu aktuellen Problemen.

Wissensvakuum am Anfang der Pandemie

Vor und während des Lockdowns 2020 hatten die Vereine das grösste Wissensvakuum. «Vitamin B» reagierte sofort: «Wir haben unser Angebot aufgestockt. Wir stellten eine Online-Sprechstunde zusammen. Wir rechneten mit 30 Teilnehmenden, doch es waren über 100», erzählt Dahinden. Dazu erstellte die Fachstelle Merkblätter zu den gängigsten Fragen: Was darf man noch als Verein? Wie kann der Vorstand noch Beschlüsse fassen? Wie kommt ein Verein zu Geld ohne die ganzen Veranstaltungen?

Und auch heute, fast zwei Jahre nach dem Ausbruch der Pandemie, haben die Vereine viele Fragen zum Umgang mit Corona. Die Leiterin der Fachstelle nennt ein Beispiel: «Die Frage der Zertifikatspflicht ist ein grosses Thema. Unter welchen Bedingungen können die Generalversammlungen im Januar stattfinden? Es ist wichtig, dass alle Mitglieder abstimmen können. Auch die Personen, die keinen Zugang zum Internet haben. Wir bieten verschiedene Lösungen.»

Finanziell wird es eng

Mancher Verein sucht auch Rat in finanziellen Fragen. Dahinden sagt: «Wir rufen da jeweils zu kreativen Lösungen auf, zum Beispiel mit unseren Muntermacher-Tipps. Wir schlagen einen digitalen Spendenlauf vor. Oder wir raten, die Mitgliederbeiträge einzufordern, obwohl fast keine Aktivitäten stattfinden. Es wissen ja alle, dass es schwierig ist im Moment.»

«Vitamin B» schaut sehr optimistisch in die Zukunft: «Es hat sich gezeigt, dass der Verein eine gute Rechtsform ist. Man kann flexibel auf die gesellschaftlichen Anforderungen eingehen. Corona hat nicht zu einem Vereinsmassensterben geführt, es wurden in dem aktuellen Jahr mindestens gleich viele Neugründungen wie Schliessungen registriert.»


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