Das Fazit der neusten Schweizer Kriminalstatistik ist eigentlich positiv: Verbrecherische Dauerbrenner wie Einbruch (minus sieben Prozent) und Diebstahl (minus sechs Prozent) sind rückläufig. Auch schwere Gewalttaten gab es 2018 zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Aber die erfreulichen Zahlen haben auch eine Schattenseite: Die Tastatur wird immer öfter zur Tatwaffe, die Computer-Kriminalität hat massiv zugenommen. Die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten schreibt dazu: «Eine Verschiebung der kriminellen Aktivitäten in den virtuellen Raum ist bei den Sexualstraftaten zu vermuten.» Das schlägt sich in den Zahlen nieder. Sexualstraftaten sind innerhalb eines Jahres um acht Prozent gestiegen, auf insgesamt 7498 Fälle.
Polizei warnt vor illegalen Pornos
Auffallend viele Jugendliche tappen in die Porno-Falle: 1817 Anzeigen gingen letztes Jahr wegen illegaler Pornos raus – ein Plus von 21 Prozent. Die Kantonspolizei Zürich verschickte kürzlich sogar eine Warnung: «Viele wissen nicht, dass der Besitz, Konsum sowie das Verbreiten von pornografischen Darstellungen mit Kindern, Tieren oder Gewaltdarstellungen generell verboten ist.»
Auch Langfinger tauschen das Brecheisen mit der Tastatur: So sanken die Einbrüche um sieben Prozent auf 30'383 Fälle. Doch der Betrug nahm um 23 Prozent zu – um 3063 Straftaten. Für den markanten Anstieg dürfte das Internet verantwortlich sein, so die Interpretation der Experten der Polizei.
Die Zunahme ist auch bei weiteren Delikten, für die sich das Internet nutzen lässt, frappant: Erpressung nahm um 49 Prozent zu (+316 Straftaten). Bei Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage – Kreditkartenklau, Diebstahl von Benutzername und Passwort – gab es 627 Fälle mehr als im Vorjahr, ein Plus von 13 Prozent.
«Erst überlegen, dann klicken»
Die bundeseigene Melde- und Analyse-Stelle Informationssicherung (Melani) beschäftigt sich mit der Sicherheit von Computersystemen. Der stellvertretende Leiter Max Klaus (54) ist nicht überrascht. «Erst überlegen, dann klicken!», sagt er zu BLICK.
Betrüger setzten gerne auf die Vorschuss-Methode. «Typisch sind Mails, die eine grosse Erbschaft oder einen Gewinn in Aussicht stellen», sagt Klaus. «Dann wird ein Vorschuss für die Auszahlung verlangt. Einen Gewinn gibt es natürlich nicht.»
Erpresser behaupten zudem gerne, sie seien im Besitz von Nacktbildern und drohen mit deren Veröffentlichung. Klaus dazu: «Unsere Erfahrung zeigt, dass es sich dabei um Massenmails handelt.» Ihm sind solche Erpressungen bekannt, aber keine bei denen wirklich Bilder im Umlauf waren.
Onlineerpresser treiben KMU in Konkurs
Weit realer wird die Gefahr bei sogenannten Verschlüsselungstrojanern. Es sind Programme, die wichtige Daten sperren. Für deren Freigabe wird dann ein Lösegeld gefordert. Opfer sind häufig KMU. «Schlimmstenfalls bedeutet das für eine Firma den Konkurs», weiss Klaus.
Doch auch diese Gefahr lässt sich entschärfen. «Wichtige Daten sollten extern auf einer Festplatte gespeichert werden, die nicht am Netz angeschlossen ist», erklärt Klaus. Auch Diebe sind online unterwegs. Sie haben es auf Kreditkarteninformationen abgesehen, mittels Phishing. Das heisst sie versuchen über gefälschte Webseiten und Nachrichten an die Daten zu kommen.
Täter sind kaum zu fassen
Sämtliche Internet-Delikte haben einen gemeinsamen Nenner: Die Täter sind extrem schwer zu finden. Zwar können Experten den Standort des Systems ermitteln. Doch das heisst noch lange nicht, dass die Kriminellen selbst dort sind. Ein Schweizer Hacker kann durchaus über ein Netz in der Ukraine agieren.
Die Polizei ist daran, den Anschluss zu behalten. Deshalb wird bei der digitalen Kriminalitätsbekämpfung verstärkt überkantonal zusammen mit dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) gearbeitet. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Onlinekriminalität ist ein neuer Trend, der den Ermittlern ordentlich Kopfzerbrechen bereitet.
E-Bikes stehen nicht nur auf der Wunschliste vieler Pendler ganz weit oben. Auch viele Diebe greifen gerne zu den modernen und oft kostspieligen Zweirädern. Fast 3000 Elektro-Velos wurden letztes Jahr in der Schweiz geklaut – eine Zunahme von fast 1000 Velos beziehungsweise 50 Prozent. Erschwerend kommt hinzu: Diebstähle von E-Bikes werden nur in 6,1 Prozent der Fälle aufgeklärt. Bei herkömmlichen Velos liegt die Quote sogar noch tiefer: Nur 2,3 Prozent der Velodiebstähle konnten schweizweit ermittelt werden.
Kantonsunterschiede
Mit Vorsicht zu geniessen sind die Vergleiche zwischen den einzelnen Kantonen: Schaut man nur auf die nackten Zahlen, sind Basler verhältnismässig am kriminellsten – gefolgt von den Genfern. Am wenigsten kriminell wären demnach die Bewohner von Appenzell Innerrhoden. Die Zahlen haben aber einen Haken: Städte mit vielen Pendlern kommen erfahrungsgemäss schlechter weg – weil die Verbrechen der «Besucher» nicht separat ausgewiesen und damit der lokalen Bevölkerung zugeordnet werden.
E-Bikes stehen nicht nur auf der Wunschliste vieler Pendler ganz weit oben. Auch viele Diebe greifen gerne zu den modernen und oft kostspieligen Zweirädern. Fast 3000 Elektro-Velos wurden letztes Jahr in der Schweiz geklaut – eine Zunahme von fast 1000 Velos beziehungsweise 50 Prozent. Erschwerend kommt hinzu: Diebstähle von E-Bikes werden nur in 6,1 Prozent der Fälle aufgeklärt. Bei herkömmlichen Velos liegt die Quote sogar noch tiefer: Nur 2,3 Prozent der Velodiebstähle konnten schweizweit ermittelt werden.
Kantonsunterschiede
Mit Vorsicht zu geniessen sind die Vergleiche zwischen den einzelnen Kantonen: Schaut man nur auf die nackten Zahlen, sind Basler verhältnismässig am kriminellsten – gefolgt von den Genfern. Am wenigsten kriminell wären demnach die Bewohner von Appenzell Innerrhoden. Die Zahlen haben aber einen Haken: Städte mit vielen Pendlern kommen erfahrungsgemäss schlechter weg – weil die Verbrechen der «Besucher» nicht separat ausgewiesen und damit der lokalen Bevölkerung zugeordnet werden.