Zuvor lebte die pensionierte Eurythmistin sieben Jahre in einer Dreizimmer-Mietwohnung eines 1928 gebauten Holzhauses. Doch dann kam die Kündigung per Ende Mai, weil das alte Haus abgerissen werden soll. Bloss wehrte sich dagegen. Aber das Gericht gab der Erbengemeinschaft recht. Deshalb fand am 9. Dezember die Zwangsräumung statt.
Bloss sagt, sie habe nur noch das Nötigste mitnehmen können. «Ich fühlte mich, als hätte man mir die Haut abgezogen und mich in der Wüste ausgesetzt», so die Rentnerin. Sie sei traurig, wütend und zutiefst verletzt. «Ich werde diese Räumung nie vergessen.»
10 Quadratmeter, kein TV
Bloss wurde von Freunden aufgenommen. «Pro Senectute hat mir dann dieses Zimmer besorgt.» Im Kloster lebt die 77-Jährige zur Miete – auf zehn Quadratmetern. Ohne TV. Das Bad muss sie sich teilen. «Es ist o. k. hier, ich habe per Laptop Kontakt zur Aussenwelt.» Ihr fehlen aber persönliche Dinge, «wie meine Winterstiefel». Ihr Hausrat wurde in einem Lager deponiert. «Es müssen Hunderte von Schachteln sein», sagt Bloss. «Wenn ich dort etwas Bestimmtes suchen will, dann muss ich für die Person, die dabei ist, 80 Franken pro Stunde bezahlen.»
Als hätte sie nicht genug Sorgen. «Die Kosten für den Polizeieinsatz, die Räumung und das Lager könnten auch noch auf mich zukommen», sagt sie. Und weint. «Für mich gibts keine Weihnachten.» Der grösste Wunsch von Ursula Bloss: «Eine Bleibe in der Region zu finden, die gross genug ist.» Hoffnung aber hat sie kaum: «Wen interessiert schon der Wunsch einer alten Frau?»