Ohne grosse materielle Sorgen durchs Alter: die Altersvorsorge treibt Herr und Frau Schweizer laut dem neusten CS-Sorgenbarometer am meisten um. (Archivbild)
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Referendum gegen «Kuhhandel»
Nur 7000 Unterschriften von Bürgerlichen

Die Gegner der Steuervorlage steigen in den Abstimmungskampf – noch vor Ablauf der Referendumsfrist. Am Dienstag haben bürgerliche Jungparteien ihre Argumente präsentiert. Obwohl sie nur gut 7000 Unterschriften beisteuern.
Publiziert: 15.01.2019 um 11:55 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2019 um 14:52 Uhr
Tobias Vögeli, Co-Präsident der Jungen GLP, hat mit einem Generationenkomitee rund 2000 Unterschriften gesammelt.
Foto: zVg
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Der AHV-Steuer-Deal (STAF) dürfte am 19. Mai vors Volk kommen. Die Komitees haben nach eigenen Angaben genügend Unterschriften gegen die Verknüpfung der Unternehmenssteuerreform mit der AHV-Finanzierung gesammelt. Am Donnerstag wollen sie diese einreichen.

Gesammelt hat vor allem das linksgrüne Komitee – über 65'000 Unterschriften. Das bürgerliche Komitee aus Kreisen der SVP, der Jungen SVP und der Jungfreisinnigen steuert rund 5000 Unterschriften bei, das Generationenkomitee der Jungen Grünliberalen 2000 Unterschriften. Angekündigt hatte das bürgerliche Komitee, mindestens 10'000 Unterschriften zu sammeln.

Unterschiedliche Beweggründe

Während das linksgrüne Komitee den Teil zur Unternehmensbesteuerung ablehnt, bekämpfen die bürgerlichen Gegner die Finanzspritze für die AHV. Beide Seiten kritisieren zudem die Verknüpfung zweier sachfremder Themen. In ihren Augen handelt es sich nicht um ein Kunstwerk des politischen Kompromisses, sondern um einen Kuhhandel.

«Beim STAF-Kuhhandel verlieren alle», sagte Tobias Vögeli, Co-Präsident der Jungen Grünliberalen und von deren Generationenkomitee. Die neue Unternehmenssteuerreform sei besser als die an der Urne gescheiterte. Auch die Linke habe weniger Argumente dagegen. Man hätte sie dem Volk problemlos ohne Deal erklären können.

Die Verknüpfung mit der AHV-Finanzspritze sei nicht nur undemokratisch. Damit würden auch dringend nötige strukturelle Reformen in der Altersvorsorge verzögert. «Die Reform der AHV wird auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben», sagte Vögeli. SP-Präsident Christian Levrat triumphiere schon und spreche von einer Sanierung ohne Leistungsabbau.

Jungfreisinnige gegen FDP

Camille Lothe, Co-Präsidentin des bürgerlichen Komitees und Präsidentin der Jungen SVP des Kantons Zürich, sprach in Zusammenhang mit der AHV-Finanzierung von einem «vergifteten Zückerli». Zur Illustration diente ein Bonbon mit einem Totenkopf. Für einen Sieg am 19. Mai reichten die Stimmen aus dem linken Lager nicht aus, dafür brauche es auch bürgerliche Stimmen, sagte Lothe. «Diese werden wir uns holen.»

Der Jungfreisinnige Nicolas Rimoldi, Co-Präsident des bürgerlichen Komitees, bezeichnete die Verknüpfung sachfremder Vorlagen als «Saumode», die so nicht etabliert werden dürfe. Die freie Stimmabgabe werde verunmöglicht, die Stimmbürger würden erpresst. Die STAF komme ausserdem alle teuer zu stehen, sagte Rimoldi. Die AHV-Lohnbeiträge stiegen, was die Arbeitnehmenden und die KMU belaste.

Einige Jungfreisinnigen stellen sich damit gegen die eigene Jungpartei als auch gegen die Mutterpartei. Die Delegierten der FDP haben sich nämlich klar für die STAF ausgesprochen, mit 296 zu 4 Stimmen. In der SP obsiegten ebenfalls die Befürworterinnen und Befürworter, mit 148 zu 68 Stimmen bei fünf Enthaltungen.

Zwei Milliarden Franken für die AHV

Eine Allianz von FDP, CVP und SP hatte das Paket durch die Räte gebracht. Bei der Steuerreform geht es um die Abschaffung kantonaler Steuerprivilegien für internationale Unternehmen. Zu diesem Schritt ist die Schweiz unter Druck des Auslands gezwungen. Ein erster Anlauf war im Februar 2017 beim Urnengang über die Unternehmenssteuerreform III gescheitert.

Damit die Steuervorlage nicht das gleiche Schicksal erleidet, beschloss eine Mitte-Links-Koalition im Parlament einige Zugeständnisse an die Linke bei den neuen Unternehmenssteuerregeln sowie einen Ausgleich: Für jeden Franken, welcher der öffentlichen Hand wegen der Steuervorlage entgeht, soll ein Franken in die AHV fliessen. Dabei geht es um zwei Milliarden Franken jährlich. (SDA/rus)

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