Unsere Waffe gegen Deutsche
Mit Schwizerdütsch halten wir sie uns vom Leib

ZÜRICH – Deutsche sind arrogant und haben eine grosse Klappe. Deshalb mögen wir Schweizer sie nicht. Falsch sagt jetzt eine Untersuchung der Uni Zürich. Wir mögen sie nicht, weil sie sind wie wir.
Publiziert: 13.11.2009 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 20:45 Uhr
Von Beat Kraushaar
Es gibt immer mehr Deutsche in der Schweiz. Ein Zuwachs der einigen Helvetiern Angst macht: Denn vielen Schweizern sind die Nachbarn aus dem grossen Kanton zu forsch, zu laut, zu arrogant.Aber stimmen diese Vorurteile?Eine Sozialpsychologin der Universität Zürich hat nachgeforscht. Und weist in ihrer Abschlussarbeit an der Philosophischen Fakultät verblüffende Resultate vor: Schweizer werfen Deutschen ihre eigenen Tugenden vor.Folgende fünf angebliche Charakterzüge deutscher Zuwanderer hat Lauber für die Arbeit unter die Lupe genommen: Deutsche sind arrogant, kaltherzig, fleissiger und kompetenter als Schweizer und sie haben eine grosse Klappe. Wegen diesen Eigenschaften und weil Deutsche in Massen in die Schweiz ziehen, fühlen wir uns von ihnen bedroht.Liebe deinen Nächsten...Fast nichts von all dem stimmt. Genau genommen hat sich nur ein Vorurteil bestätigt: Wir Schweizer stufen uns gegenüber den kaltschnäuzigen Deutschen als warmherziger und freundlicher ein. Bestätigt hat sich ebenfalls, dass wir uns von ihnen bedroht fühlen.Aber, so das verblüffende Resultat, nicht wegen ihrer Arroganz und grosser Klappe – sondern weil sie uns so ähnlich sind.Die Erklärung dazu: Wir Schweizer stufen uns als ebenso fleissig und kompetent ein wie die Deutschen. «Diese Ähnlichkeit, die vor allem die Arbeitswelt betrifft, kann eine Erklärung dafür sein, dass die Schweizer die Deutschen als realistische Bedrohung wahrnehmen», heisst es dazu in der Lizentiats-Arbeit. Und das Gefühl dieser «Bedrohung» wächst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie diesen noch an.Chuchichäschtli schafft DistanzDoch wir Eidgenossen haben bereits Mittel und Wege gefunden, um uns von der Ähnlichkeit mit den Deutschen abzugrenzen – mit einer Dialektwelle. «Im Vergleich zum letzten Jahrzehnt wird wieder vermehrt Schweizer Dialekt anstelle von Hochdeutsch gesprochen. Das Schwizerdütsch wird genutzt, um eine kulturelle Grenze zu den Deutschen herzustellen», zitiert die Forscherin eine politische Studie des Wissenschaftlers Tobias Theiler in ihrer Arbeit.Zum Röstigraben, der uns von den Welschen abgrenzt, kommt jetzt also auch noch die Dialekt-Grenze dazu, um uns die Deutschen vom Leib zu halten.
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