In der Langzeitpflege denkt jeder Zweite daran, den Job aufzugeben. So zeigt es eine Umfrage der Gewerkschaft Unia unter Angestellten in Alters- und Pflegeheimen.
Im Gespräch mit SonntagsBlick erklärt Barbara Lüthi (44)*, Pflegeassistentin in einem Altersheim: «Unser Job ist körperlich und psychisch sehr belastend. Hinzu kommt, dass es viel zu wenig Personal und viele Ausfälle gibt. Man kann sich nie erholen, weil man ständig darauf wartet, dass ein Telefon kommt.»
Besonders schlimm sei der Zeitdruck. «Kurz nach sieben Uhr weckt, duscht und pflegt man die Patienten. Und um neun Uhr müssen alle schon beim Zmorge gewesen sein», sagt sie. Es werde etwa mit zwanzig Minuten pro Patient gerechnet. Dabei gehe vergessen, dass auch die manchmal schlechte Tage haben: «Wir müssen die Leute praktisch jagen.» Das belastet das Personal.
Laut der Unia-Umfrage fühlen sich 86 Prozent häufig müde und ausgebrannt, 70 Prozent sogar ständig gestresst. Der tiefe Lohn sorgt bei 79 Prozent für Unmut. Auffallend: 90 Prozent der Pflegenden sind weiblich.
Patienten leiden am meisten
«Es braucht definitiv mehr Personal und Geld», sagt Lüthi. «Wir wollen das nicht nur für uns, sondern vor allem für die Patienten.» Denn die leiden: 87 Prozent der Befragten geben an, nicht genügend Zeit für Patienten zu haben.
Das Resultat: Die Qualität der Pflege ist mangelhaft – das bestätigen 92 Prozent. «Manchmal ist das Duschen dann halt nur ein kurzes Abspritzen. Die Hygiene kommt vielfach zu kurz», sagt Barbara Lüthi. Auch auf Kosten der Psyche. Lüthi erzählt von einer Patientin, die eigentlich noch für ein paar Stunden pro Tag im Rollstuhl hätte sitzen können. Aus Zeitdruck habe man aber beschlossen, sie durchgehend im Bett liegen zu lassen.
«Einmal habe ich mir die Zeit einfach genommen und die Patientin aufgesetzt, um sie am Rücken zu waschen. Da hat sie angefangen zu weinen – sie sagte, es sei so schön, die Welt wieder einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen», so Lüthi. «Das ist doch schrecklich!»
Spar- und Zeitdruck herrschen vor
Hinzu kommt: Durch Zeitdruck und Personalmangel passieren gefährliche Fehler. So werde etwa zu viel Insulin gespritzt, sagt Lüthi. Oder Patienten liegen sich wund, weil man es nicht schafft, sie regelmässig anders hinzulegen. «Solche Dinge werden vertuscht, aber sie kommen häufig vor.» Und: Oft sterben Patienten in Pflegeheimen einsam. Lüthi: «Man hat nur Zeit für das Nötigste und keine Möglichkeit, ihnen eine Stütze zu sein.»
Schuld daran ist vor allem der Spardruck. Die Unia fordert eine faire Finanzierung der Pflege. Barbara Lüthi empfiehlt: «Entscheidungsträger sollen nicht nur mit unseren Chefs sprechen, sondern auch mit uns und zuhören, was wir wirklich brauchen, um unseren Job gut zu erledigen.»
* Name geändert
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