Uni Bern ist unschuldig
Gefälschter Absage-Brief an Einstein geht viral

Gib niemals auf! Das ist die Lehre eines Absage-Briefs der Uni Bern an Albert Einstein, der sich rasant im Netz verbreitet. Das Problem: Es handelt sich um eine Fälschung.
Publiziert: 27.05.2016 um 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 10:45 Uhr
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Der Absage-Brief ist offensichtlich gefälscht.
Foto: Internet

«Ihre Ansichten sind eher künstlerisch als echte Physik.» Mit diesen Worten soll die Uni Bern Albert Einstein eine Absage für eine Habilitation erteilt haben. Dies zeigt ein auf Englisch verfasster Brief, der zurzeit in den sozialen Medien die Runden macht.

Die inspirierende Botschaft: Gib niemals auf, sogar bei Genies klappt nicht immer alles auf Anhieb. Immerhin hat Einsteins Relativitätstheorie später unser Verständnis von Raum und Zeit revolutioniert.

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Das Problem: Der Brief ist eine Fälschung – und zwar eine relativ plumpe, wie die Universität Bern auf ihrer Website klarstellt. «Bei der Recherche hat man sich keine besondere Mühe gegeben», lässt der Archivar Niklaus Bütikofer verlauten. 

Das sind die offensichtlichen Fehler:

  • Die Sprache: Der Brief an den aus Deutschland stammenden Einstein wäre nicht auf Englisch, sondern auf Deutsch verfasst worden.
  • Der Unterzeichner: Es gab nie einen Dekan namens Wilhelm Heinrich an der Universität Bern
  • Die Adresse: Die angegebene Sidlerstrasse gibt es erst seit 1931. Davor hiess sie Sternwartsstrasse.
  • Der Stempel: Er hat nichts mit der Uni Bern zu tun. Er scheint sogar das Staatswappen Ungarns zu zeigen.

Die wahre Geschichte

In Wahrheit spielte sich die Sache ein bisschen anders ab: Die Habilitation Einsteins, der damals in Bern lebte, wurde anfänglich tatsächlich abgelehnt. Jedoch wegen eines formalen Mangels, nicht wissenschaftlicher Differenzen.

Wie Dokumente von damals zeigen, genoss Einstein mit seinen Thesen bei Fachkollegen einen ausgezeichneten Ruf. Der Physiker reichte darauf die fehlende Habilitationsschrift nach und wurde zugelassen.

Wer die Fälschung kreiert hat, ist unbekannt. Archivar Bütikofer vermutet, dass es sich um den Witz eines gelangweilten Physikstudenten handelt. Der Brief wurde mit Photoshop bearbeitet und existiert wahrscheinlich nicht als Papierdokument – als finanziell motivierte Fälschung sei sie daher wertlos.

Neben den historischen Ungenauigkeiten hat der Fälscher im Übrigen gleich selbst einen Hinweis mitgeliefert, dass man den Brief nicht allzu ernst nehmen soll: Er kann unmöglich mit Einstein-Briefmarken gesendet worden sein. (rey)

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