Ein Kadi bereitet seelenruhig eine hochgefährliche Bootstour vor. Macht private Probefahrten, von der Armee abgesegnet. Kündigt die Tour im Tagesbefehl an.
Und bei keiner offiziellen Stelle schrillen die Alarmglocken. Für die Armee eine Katastrophe.
Die eine Frage: Wie konnte Unglücks-Kadi Yves M.* (29) einen Schlauchboot-Ausflug vorbereiten, der fünf Kameraden das Leben kostete?
Die andere Frage: Warum wurde dieser Kadi überhaupt je auf diesen Posten befördert?
Denn es gab von Anfang an Warnungen: «Ich war einmal sein Vorgesetzter und habe mich gegen eine Militärkarriere von ihm gewehrt», meldet sich einer der Offiziere. Er hat Yves M. als Grenadier-Rekruten kennengelernt.
Der Ex-Vorgesetzte geht noch weiter und bezeichnet M. rundweg als «Psycho». Und er ärgert sich: «Das Problem ist, dass einfach zu viele höhere Kader Möchtegernrambos oder Psychopathen sind.»
Doch warum werden sie befördert? Yves M. jedenfalls wird das erst nach mehreren Anläufen. Dank Vitamin B.
2000 macht er in Isone TI die RS bei den Territorialgrenadieren. Dann als Soldat einen WK bei einer Aufklärungskompanie.
Doch in diesem WK bekommt er nur den sogenannten B-Vorschlag. Das heisst, seine Vorgesetzten wollten seine Eignung zum Unteroffizier nochmals überprüfen. Offenbar hat mindestens ein Offizier massive Vorbehalte.
Schliesslich darf Yves M. zwar die Unteroffiziersschule (UO) machen – aber zum Offizier wird er nicht mehr vorgeschlagen. Er wird nur Fourier, Quartiermeister einer Küchenmannschaft.
«Das hat uns damals alle erleichtert», sagt einer seiner damaligen UO-Kollegen. «Wir hielten ihn für unfähig, ja sogar gefährlich.»
Für Yves M. ist es ein Karriereknick. «Und das hat ihn völlig fertiggemacht», sagt Offizier Ernst L., der damals noch sein Freund war.
Yves M. drängt weiter. Meldet sich zum Auslandeinsatz bei der Swisscoy. Bei der Ausbildung kann er Berufsoffiziere für sich gewinnen. Ergattert einen befristeten Einsatz als Berufsmilitär. Erweitert seine guten Beziehungen nach oben.
Und bekommt doch noch den Vorschlag zur Offiziersschule.
Für das Militär ein alltäglicher Vorgang. «Dass ein Fourier doch noch den Offiziersvorschlag erhält, ist nichts Aussergewöhnliches», sagt Armeesprecher Felix Endrich.
Doch was ist mit den ursprünglichen Vorbehalten? Spielen sie plötzlich keine Rolle mehr?
Jetzt kann man diese Armee-Einträge nicht einmal mehr einsehen. «Sie sind nicht getilgt», sagt Endrich. «Aber solche Aufzeichnungen werden nur während fünf Jahren im System gespeichert.»
Nach drei Jahren wird Yves M. doch noch Kommandant. Ein Kadi, der von der Fremdenlegion träumt. Der gerne bei der südafrikanischen Söldnertruppe «Executive Outcomes» oder bei den spanischen Fallschirmjägern dabei wäre.
Schliesslich gründet er den eigenen Militärverein «Swiss Army Group». Lebt seinen Militärfimmel privat aus. Dass er sogar seinem Kugelgrill Tarnfarben verpasst, ist dabei noch das Harmloseste.
Weniger harmlos ist, was dann vor einer Woche passiert: dass er im WK alle Vorsicht sausen lässt und mit neun Kameraden an der gefährlichsten Stelle der Kander ins Wasser steigt.
Eine unvermeidliche Tragödie. Sagt die Armee. Eine Serie von Unterlassungen. Sagen die Fakten.
*Name der Redaktion bekannt
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«Ich bin ein Schweizer Adjutant Unteroffizier. Ich suche eine Söldnertruppe», schrieb Yves M. im Dezember 2002 in einem Internetforum. Seine Zeit als Berufs-offizier neigte sich dem Ende zu — ein Leben ohne Militär konnte er sich offenbar nicht mehr vorstellen. Und dachte sogar an die Fremdenlegion. «Wir werden das prüfen», sagt Militärjustiz-Sprecherin Silvia Schenker.
Denn: Schweizer Soldaten dürfen nur dem eigenen Land dienen. Wer sich einem Söldnerheer anschliesst, kassiert dafür bis zu drei Jahre Gefängnis. 35 Verfahren hat die Militärjustiz deswegen in den letzten zehn Jahren eingeleitet — 12 allein im 2007.
«Wir gehen Hinweisen von Dritten, aus den Medien und von Kantonalbehörden nach», sagt Schenker. «Jemand hat sich zum Beispiel für einen Auslandaufenthalt abgemeldet und tatsächlich angegeben, es sei für die Fremdenlegion.»
Adrian Schulthess
«Ich bin ein Schweizer Adjutant Unteroffizier. Ich suche eine Söldnertruppe», schrieb Yves M. im Dezember 2002 in einem Internetforum. Seine Zeit als Berufs-offizier neigte sich dem Ende zu — ein Leben ohne Militär konnte er sich offenbar nicht mehr vorstellen. Und dachte sogar an die Fremdenlegion. «Wir werden das prüfen», sagt Militärjustiz-Sprecherin Silvia Schenker.
Denn: Schweizer Soldaten dürfen nur dem eigenen Land dienen. Wer sich einem Söldnerheer anschliesst, kassiert dafür bis zu drei Jahre Gefängnis. 35 Verfahren hat die Militärjustiz deswegen in den letzten zehn Jahren eingeleitet — 12 allein im 2007.
«Wir gehen Hinweisen von Dritten, aus den Medien und von Kantonalbehörden nach», sagt Schenker. «Jemand hat sich zum Beispiel für einen Auslandaufenthalt abgemeldet und tatsächlich angegeben, es sei für die Fremdenlegion.»
Adrian Schulthess