Ungebremst in den Tod

Publiziert: 17.05.2006 um 07:17 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 20:56 Uhr
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THUN – Tragisch: Der Bauzug mit drei Familienvätern an Bord ist auf dem Heimweg. Da versagen die Bremsen: Der Zug kann nur durch einen Aufprall gestoppt werden. Die drei Männer sind tot.

Am frühen Morgen machen sich die drei Bähnler auf den Weg. Sie haben beim Blausee im oberen Kandertal eine Weiche umgebaut. In Frutigen legen sie einen Zwischenhalt ein – wegen technischen Problemen an ihrem Bauzug: Der Lokführer meldet über Funk beim Fahrdienstleiter in Spiez Bremsprobleme. Dann geht die Fahrt weiter. Mit schlimmen Folgen: Die Bremsen versagen, der Schienentraktor, drei Schotter- und zwei Güterwagen rasen 20 Kilometer weit als Geisterzug Richtung Thun.

Unter grösstem Zeitdruck und unter Berücksichtigung aller Möglichkeiten musste der Fahrdienstleiter in Spiez entscheiden, was er mit dem anrollenden Zug macht und wohin er ihn lenkt. BLS-Direktor Mathias Tromp bezeichnete die Entscheidung der Verantwortlichen in Spiez als «zweckmässige Lösung».

Gemäss Tromp kam ein Umleiten ins Simmental und damit auf eine Bergstrecke aus Sicherheitsgründen nicht in Frage. Für andere Lösungen, wie das Stoppen durch eine Lokomotive, fehlte die Zeit. Auch ein unkontrollierter Aufprall im Bahnhof Thun sollte vermieden werden. Der Fahrdienstleiter beschloss deshalb, den schweren Bauzug durch eine Kollision auf der Baustelle in Dürrenast zu stoppen. Um 3.20 Uhr wurde der Geisterzug gestoppt.

Die drei Familienväter auf dem Geisterzug – zwei Oberwalliser Lok- und Schienentraktorführer im Alter von 41 und 55 Jahren und ein 46-jähriger Deutscher von einer Spezialfirma – hatten keine Überlebenschance. Zwei von ihnen wurden neben den beiden Materialwagen tot aufgefunden, in die der Bauzug der BLS Lötschbergbahn als erstes Hindernis gerast war. Das dritte Opfer wurde 200 Meter weiter weg entdeckt, wo der Geisterzug auf den stehenden Bauzug aufgeprallt war.

Ob die ersten beiden Männer sich noch durch einen Sprung vom Zug retten wollten oder durch die Wucht des Zusammenstosses weggeschleudert wurden, ist noch nicht klar.

Im Bauzug in Dürrenast waren kurz vor dem Aufprall des Geisterzugs elf Bahnarbeiter im Einsatz. Sie wurden in aller Eile evakuiert und später psychologisch betreut. Die Wucht des Zusammenstosses auf einer Baustelle bei Dürrenast in der Nachbarschaft von Thun um 03.20 Uhr muss gross gewesen sein. Noch Stunden später waren die Fahrzeuge ineinander verkeilt und teilweise übereinander geschoben. Trümmer lagen weit verstreut im Bereich der Unterführung, wo zurzeit Lärmschutzwände erstellt werden.

Zur Ursache des Bremsversagens lagen am Mittwochabend noch keine Erkenntnisse vor. Der neun Tonnen schwere Schienentraktor war mit zwei Bremssystemen ausgerüstet. Die Ermittlungen der Bundesunfallbehörde und des kantonalen Untersuchungsrichters müssen nun zeigen, ob ein technisches Versagen, eine Fehlmanipulation oder eine Kette von Gründen zu dem Unglück führten.

Es ist das zweite Unglück der BLS innerhalb von drei Wochen auf der gleichen Strecke. Für die BLS ist das aber ein Zufall. Ein Sicherheitsdefizit bestehe nicht, sagte Tromp. Neben dem fatalen Ausgang für die drei Bahnarbeiter und dem grossen Sachschaden führte das Unglück auch zu massiven Verkehrsbehinderungen. Die Strecke blieb den ganzen Tag gesperrt.

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Strecke bleibt vorerst geschlossen
Die Bahnstrecke zwischen Thun und Spiez bleibt nach dem schweren Bahnunglück vom frühen Mittwochmorgen in Thun bis mindestens morgen Donnerstag gesperrt. «Wir hoffen, dass die Strecke im Laufe des Tages wieder eingleisig befahrbaren werden kann», sagte BLS-Sprecher Rolf Grossenbacher. Zwischen Spiez und Thun verkehren Busse im Viertel- und Halbstundentakt. Der internationale Verkehr werde über Lausanne umgeleitet, wobei es zu Verspätungen komme.
Die Bahnstrecke zwischen Thun und Spiez bleibt nach dem schweren Bahnunglück vom frühen Mittwochmorgen in Thun bis mindestens morgen Donnerstag gesperrt. «Wir hoffen, dass die Strecke im Laufe des Tages wieder eingleisig befahrbaren werden kann», sagte BLS-Sprecher Rolf Grossenbacher. Zwischen Spiez und Thun verkehren Busse im Viertel- und Halbstundentakt. Der internationale Verkehr werde über Lausanne umgeleitet, wobei es zu Verspätungen komme.
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