Monica Schoch (50) wartet mit Tochter Eliane (25) und Enkelin Lara (3 Monate) am Flughafen Zürich. Gerade ist das Flugzeug aus Tunis gelandet. An Bord ist ihre Tochter Janine Schoch (31). «Es ist ein Wunder», sagt Monica Schoch, «wir rechneten eigentlich damit, dass wir Janine aufpäppeln müssen.»
Doch für einmal ist die Rückkehr freudig. Ein tunesisches Gericht in El Kef hat Janine Schoch in zweiter Instanz das Sorgerecht für ihre beiden Söhne Elias (8) und Jonas (7) zugesprochen!
Seit mehr als zwei Jahren kämpft die Winterthurerin schon für ihre Söhne. Ihr Vater Issam Ochi (35) hat die Buben 2010 nach Tunesien entführt. Seither wohnen die Jungen bei den Grosseltern in der Stadt Jendouba. Ochi wurde im Herbst 2012 wegen Kindsentführung verurteilt, ist in der Schweiz im Gefängnis (BLICK berichtete).
«Geschafft!»
Janine Schoch tritt in die Ankunftshalle am Flughafen. Sie umarmt ihre Mutter, dann ihre Schwester Eliane. Sie strahlt über das ganze Gesicht. «Geschafft!», sagt sie, «jetzt sieht alles ganz anders aus für mich.»
Die frohe Botschaft kam am Montag. Janine Schoch ist gerade in Tunesien unterwegs, besuchte ihre Buben. Da läutet das Telefon, ihr tunesischer Anwalt. «Er sagte: ‹Wir haben gewonnen! Du hast das Sorgerecht!›»
Der unerwartete Entscheid ist wahnsinnig wichtig für Janine Schoch. Denn dem mündlichen Urteil nach darf sie sich künftig mit ihren Kindern in Tunesien frei bewegen und alle die Kinder betreffenden Belange selbst entscheiden.
Bisher hatte sie bloss ein Besuchsrecht, durfte ihre Söhne nur im Haus von Issams Eltern treffen. «Jetzt hat Tunesien mich als Mutter anerkannt, ich bin so dankbar für diesen fairen Entscheid» sagt sie. «Das ändert etwas im Kopf. Ich wusste ja schon, dass ich immer Mutter war. Aber dass ich mich wieder als Mutter fühlen darf, die Verantwortung wahrnehmen – da hat sich wie ein Knopf gelöst.»
Elias und Jonas bleiben in Tunesien
Für die Grosseltern in Tunesien ist die Nachricht schwierig. «Die Grossmutter ist verzweifelt. Wie ich auch. Ich mag sie sehr gerne, verstehe ihre Seite vollkommen. Aber ich kämpfe für meine Kinder.»
Trotz des Erfolgs kehrt Janine Schoch einmal mehr alleine in die Schweiz zurück. Elias und Jonas bleiben in Tunesien.
Issam Ochi hat vor seiner Verhaftung eine Ausreisesperre für die Buben erwirkt. Als Frau hat Schoch in Tunesien nicht das Recht, diese aufzuheben. «Das Sorgerechtsurteil ist sicher ein sehr grosser Teilerfolg», sagt sie. «Der endgültige Sieg wäre für mich, wenn ich mit ihnen in die Schweiz kommen dürfte. Aber immerhin kann ich meine Kinder wieder bei mir haben.»
Janine Schoch will nun so bald wie möglich nach Tunesien ziehen, um mit Elias und Jonas zu leben. «Am liebsten in Tunis, der Hauptstadt. Die ist etwas modern.»
Doch dort kennt sie niemanden, hat keinen Job. Ihr Erspartes reicht nicht, um ihre Wohnung in der Schweiz sowie die Krankenkasse für ein Jahr zu bezahlen. Der Anwalt kostete 10'000 Franken. «Und wegen der Ausreisesperre der Buben muss ich erneut vor Gericht. Das kann eine Zeit dauern. Aber egal! Ich bin überglücklich. Mein Kampf hat sich gelohnt.»
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