Überforderte Ärzte schreiben Betroffene zu schnell krank
Burn-out-Rekord in der Schweiz

Die Fälle von Arbeitsunfähigkeit aus psychischen Gründen haben in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Die Absenzen dauern viel länger als bei anderen Krankheiten und führen oft zur Kündigung.
Publiziert: 12.01.2020 um 14:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2020 um 07:48 Uhr
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Personen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren sind am stärksten Burnout-gefährdet. Doch auch bei jüngeren Personen ist das Risiko deutlich angestiegen.
Foto: Getty Images/Westend61

Der wachsende Druck in der Arbeitswelt zeigt Folgen: In der Schweiz haben die psychischen Erkrankungen von Berufstätigen zugenommen. Seit 2012 stieg die Zahl der Arbeitsausfälle um rund 50 Prozent.

Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt, handelt es sich dabei in sechs von zehn Fällen um ein Burn-out oder eine Depression. Das zeigen Statistiken der Versicherungen Swica und PK Rück, die mehrere hunderttausend Arbeitnehmer betreuen.

Nach Einschätzung von Roger Ritler, Direktionsmitglied bei der Swica, hat die Wirtschaft das Problem lang unterschätzt. «Noch immer investieren viele Firmen zu wenig in die Prävention und in die Betreuung der Betroffenen», sagt er der Zeitung.

«Ärzte schreiben ihre Patienten oft zu lange krank»

Aber auch die Ärzte sind oft überfordert, wenn es um die Diagnose einer Arbeitsunfähigkeit geht. «Die Ärzte schreiben ihre Patienten oft vorschnell zu lange und zu 100 Prozent krank. Häufig wäre die Weiterarbeit in einem Teilzeitpensum sinnvoller», sagt Niklas Baer, Leiter WorkMed, der Fachstelle Rehabilitation an der Psychiatrie Baselland.

Zudem bemängelt Baer die fehlende Kooperation zwischen Arbeitgebern und Medizinern. Nur in jedem fünften Fall treten beide Seiten miteinander in Kontakt. «Somit fehlt vielen Ärzten das ganzheitliche Wissen über die Arbeitssituation des Patienten.»

Im Auftrag des Bundes hat er die berufliche Reintegration von psychisch Erkrankten untersucht. Das Ergebnis: Mehrheitlich scheitert die Wiedereingliederung, zwei Drittel der Fälle führen gar zu einer Kündigung. Bei Burn-out oder Depression dauert die Arbeitsunfähigkeit im Schnitt 18 Monate – doppelt so lang wie bei den übrigen Erkrankungen.

Burnout betrifft zunehmend auch jüngere Personen

Am stärksten gefährdet seien Personen zwischen 40 und 50 Jahren, sagt Andreas Heimer, Leiter der Sparte Leistungen bei der PK Rück. Doch der Anteil der Jüngeren nehme deutlich zu. Oft arbeiten die Betroffenen als Lehrer, Ärzte, im Pflegebereich oder in der Verwaltung.

Der Bund beziffert die wirtschaftlichen Kosten als Folge von Stress auf mehr als 10 Milliarden Franken im Jahr. Darunter fallen Absenzen und Produktionsausfälle sowie die Renten der Invalidenversicherung.

Jede zweite Neuanmeldung für eine IV-Rente entfällt inzwischen auf psychische Gründe – bei den Jüngeren sind es sogar über 70 Prozent. (frk)

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