Vergangene Woche wurden der türkische TV-Prediger Adnan Oktar (62) und 160 seiner Anhänger in Istanbul festgenommen. Das Schweizer Mädchen S.M. (15) wurde von Oktar gefangen gehalten und missbraucht. Als S.M. von der Verhaftung des Sektenführers erfahren hatte, sei sie, ohne zu zögern, in die Türkei geflogen. Dort wurde sie von der Polizei befragt.
Das Mädchen sprach nun mit der Pendlerzeitung «20 Minuten» am Telefon. «Meine Mutter hat mich an ihn verkauft», sagt S.M.
Sie sei in Istanbul als Tochter einer Türkin geboren. Als sie zwei Jahre alt war, hätten sich ihre Eltern getrennt. Ihre Mutter sei dann eine Beziehung mit einem Schweizer eingegangen – damals war S.M. fünf Jahre alt. Zwei Jahre danach zogen die beiden in die Schweiz, in den Kanton Solothurn.
«Dort ist meine Mutter mit Anhängern der Sekte von Adnan Oktar in Kontakt gekommen. Sie hat ein Facebook-Profil für mich eröffnet, auf das sie Fotos stellte, die mich in aufreizenden Posen zeigen. Sie hat sich in meinem Namen mit hohen Anhängern der Sekte angefreundet. So ist Oktar auf mich aufmerksam geworden», sagt sie zu «20 Minuten».
«Ich wurde nicht vergewaltigt, aber er hat Dinge mit mir gemacht»
Der Sekten-Guru habe ihre Mutter angeschrieben, dass er sie bei sich haben wolle, sie solle ihre Tochter in die Türkei bringen. Dieser Aufforderung ist die Mutter gefolgt – offenbar des Geldes wegen. «Ich besuchte Oktar regelmässig in seiner Villa in Istanbul. Sein Plan war, dass ich ihn heirate, sobald ich 18 Jahre alt sei. Ich wurde nicht vergewaltigt, aber er hat Dinge mit mir gemacht.»
Er habe sie immer wieder an den Armen und Beinen berührt und ihr Komplimente für ihren Po und ihre Brüste gemacht. Zudem habe er ihr den Puls am Hals gemessen und ihr gesagt, dass dieser hoch sei. Das zeige, wie sehr sie ihn liebe.
S.M. wollte weder Oktars Frau werden noch mit ihm zusammenleben. Deshalb hätte sie sich gewehrt. «Bei meiner Mutter brachte das nichts. Also habe ich Kontakt zu meinem leiblichen Vater aufgenommen.» Dieser lebte zu dieser Zeit in Dubai. «Er hat meiner Mutter 4000 Euro gezahlt und in der Türkei das Sorgerecht für mich beantragt.» So wohnte das Mädchen 14 Monate bei ihm in den Emiraten.
S.M. wird noch immer bedroht
Auf Drängen ihrer Mutter reiste sie jedoch wieder in die Schweiz. «Ich merkte aber rasch, dass sie mich nach wie vor an Oktar verkaufen will. Ich habe mich an eine Schulsozialarbeiterin gewandt, die die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) eingeschaltet hat.»
So kam S.M. in einer Pflegefamilie unter. «Dort habe ich 17 Kilo abgenommen, weil es mir schlecht ging.» Mittlerweile wohnt sie in einer Institution für betreutes Wohnen im Kanton Luzern. Sie fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen.
Mitglieder der Sekte hätten sie in der Schweiz angerufen und via SMS bedroht. «Ich fühle mich hier nicht sicher.»
Fedpol will auf Anfrage der Pendlerzeitung nichts von dem Fall wissen. Das Delikt falle jedoch in kantonale Zuständigkeit. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern weiss von dem Fall ebenfalls nur aus den Medien. (nbb)
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