Trotz schwerem Unfall von Lara M. (13) in Eptingen BL
Gemeinde verweigert Schulbus

Auch nach dem schweren Unfall einer Schülerin auf dem Weg ins Tal ist ein Schulbus keine Option für die Gemeindeleitung von Eptingen BL. Die Fronten bleiben verhärtet.
Publiziert: 20.03.2019 um 23:54 Uhr
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Unfall Eptingen BL. Ein bergwärts fahrendes Auto knallte in eine Schülerin auf dem Velo. Ihre Eltern warnen schon seit Jahren vor dem gefährlichen Schulweg und fordern einen Schulbus.
Foto: Zvg
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Beat MichelReporter

Der Weg ins Tal nach Eptingen BL ist steil und hat ein gutes Dutzend unübersichtliche Kurven. Das Bundesgericht hat 2016 entschieden, dass der Schulweg nicht zumutbar sei – und die Gemeinde für einen sicheren Schulweg sorgen muss. Doch selbst nach dem Unfall eines Schulkinds am Dienstag bleibt die Leitung der Gemeinde hart.

Rückblick: Am Dienstag verunfallte Lara M.* (13) auf ihrem Schulweg wenige 100 Meter von zu Hause entfernt. Sie startete mit dem Velo gleichzeitig mit ihrem Bruder und ihrer Zwillingsschwester. Was dann geschah, ist noch unklar. «Wir können sie noch nicht mit einer Befragung belasten», sagt Vater Jan M.* (57). Sicher ist nur, das Mädchen knallt frontal in einen bergwärts fahrenden Citroën. Sie bleibt bewusstlos liegen. Die Rega bringt sie ins Kinderspital Basel.

Vater der verunfallten Schülerin fordert sichere ÖV-Anbindung
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Gefährlicher Schulweg:Vater der verunfallten Schülerin fordert ÖV-Anbindung

Lara geht es nach Unfall besser

Immerhin gehts Lara gestern schon besser. «Es grenzt an ein Wunder», sagt ihr Vater zu BLICK. «Es war ein heftiger Zusammenstoss. Sie leidet an einer Gehirnerschütterung, sonst ist sie gesund.»

Trotzdem, der Schock sitzt tief. Jan M. und zwei weitere Familien aus der Nachbarschaft warnen schon lange vor der gefährlichen Strasse ins Tal. «Wir kämpfen weiter für eine Verbesserung der Situation», so der Vater. Seine sechs Kinder seien zwar aus dem Primarschulalter raus, aber: «Mit den Enkeln geht das Theater von vorne los. Wir wollen einen Schulbus, der bei zwei bis drei Sammelstellen die Kindergärtler und Schüler von Aussenhöfen abholt.»

Gemeinde schaltet auf stur

Doch die  Gemeinde bleibt stur. Gemeindepräsidentin Melanie Wussler: «So ein Unfall ist tragisch und ein Schock für die Gemeinde. Aber an unserer Haltung zum Schulbus ändert das nichts. Ein Schulbus kommt nicht in Frage.» Der Politikerin steht voll hinter der aktuellen Variante – dem öffentlichen Bus. Einen Extra-Bus auf den Berg will sie nicht und sagt: «Es gibt 27 Aussenhöfe in unserer Gemeinde. Machen wir bei der Weiherkäsi eine Haltestelle, müssten wir x weitere Ecken anbinden. Unnötig und unrealistisch!»

Anwalt nennt Lösungswege

Eine der betroffenen Familien hat nun den Luzerner Anwalt und Schulwegexperten Sandor Horvath engagiert. Er widerspricht der Gemeindepräsidentin und baut auf den Kantonsgerichtsentscheid, der sagt, dass die von den Gemeinden vorgesehenen Fusswegdistanzen deutlich zu lang seien. Der Anwalt: «Jetzt müsste die Gemeinde auf die Eltern zugehen, um zu klären, wie der Schulweg sicher und zeitgerecht bewältigt werden kann.» Er nennt zwei Möglichkeiten: «Man könnte doch noch einen Schulbus einführen oder den Transport durch die Eltern mit einer Kilometerentschädigung finanzieren – in vorliegenden Fall bis zum Schulhaus und nicht nur bis zur Bushaltestelle!» Klar ist: Eine Lösung ist im Schulweg-Streit noch weit entfernt.

*Namen geändert

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