Transsexueller kandidiert für den Staatsrat

Publiziert: 21.01.2007 um 22:40 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:58 Uhr
von myrte müller
LUGANO – Zwei Jahre lang ging Dominique durch die Hölle. Weil er als Politiker-Sohn eine Frau werden wollte. Jetzt kandidiert er als Laura für den Tessiner Staatsrat. Und fordert Gerechtigkeit.

«Ich will für alle diskriminierten Randgruppen kämpfen, gegen Gewalt in den Psychiatrien und die Vetterliwirtschaft in unserer Politik», sagt Laura Armani (45), Kandidatin von «Ticino Pulito» für die Tessiner Regierungsratswahlen.

Früher hiess sie Dominique Michel S. Solange er als «Herr Doktor» in Caslano eine Arztpraxis führt, tolerieren Eltern und Ehefrau seine feminine Anlage. Als er vor zwei Jahren aber das Geschlecht ändern will, beginnt der Albtraum: Ehefrau Claudia will die Scheidung, wirft ihren Gatten aus der Millionenvilla.

Der Vater, ein Politiker und ehemaliger Oberst, denunziert in Hetzbriefen den Sohn beim Kantonsarzt. Der Sohn sei psychisch krank, gewalttätig und suizidgefährdet, schreibt er im April und August 2005.

Der Kantonsarzt erwirkt den Entzug der Berufslizenz und reicht den Fall weiter an die regionale Vormundschaftskommission. Der transsexuelle Arzt wird zwangseingewiesen, verbringt in psychiatrischen Kliniken zermürbende Monate.

Doktor Dominique Michel S. fängt neu an – als Laura Armani. Nach einer Geschlechtsumwandlung in Deutschland ist sie offiziell eine Frau. Gegen den Vater läuft eine Klage wegen Verleumdung, es folgen Anzeigen gegen den Kantonsarzt und zwei Psychiaterinnen.

Politisch will sich Laura Armani für Gerechtigkeit einsetzen.

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