Sie kamen von der Piste ab, stürzten kopfüber in den Tiefschnee. Die Schneemassen umschlossen Oberkörper und Kopf. Jegliche Orientierung fehlte, Sauerstoff auch. Die Zürcherin Andrea D.* (†24) und ein österreichischer Lehrer (†62) hatten keine Chance. Sie erstickten (BLICK berichtete).
Eine Horror-Vorstellung, die eine Frage aufwirft: Wie soll man sich in dieser Situation verhalten? Sicherheitsexperte Ueli Mosimann (69) vom Schweizer Alpen-Club (SAC) gibt Auskunft.
BLICK: Wie kann man verhindern, dass man kopfüber im Schnee erstickt?
Ueli Mosimann: Grundsätzlich hilft es, beim Sturz einen Arm vor das Gesicht zu halten. So bleibt eine Art Atemhöhle frei, wenn man dann im Schnee steckt. Doch ein Sturz kopfüber in den Tiefschnee kommt meist überraschend und geht zu schnell, als man rechtzeitig reagieren könnte.
Ist ein Sturz kopfüber in den Tiefschnee also immer ein Todesurteil?
Nicht unbedingt. In der Schweiz kommen solche Todesfälle nur sehr selten vor. Häufig gelingt es den Betroffenen, sich entweder selbstständig oder mithilfe von anderen Skifahrern noch rechtzeitig zu befreien.
Wie?
Man sollte versuchen, den Schnee mit den Armen bei Seite zu schieben. Die Schneemassen im Tiefschnee sind häufig locker und nicht sehr kompakt. Die Chance, dass man sich so selbst ausbuddeln kann, sind daher viel höher als beispielsweise bei einer Lawine. Als Zeuge eines solchen Sturzes sollte man die Bergrettung alarmieren und umgehend beim Ausbuddeln helfen oder die Person bestenfalls gleich an den Beinen herausziehen.
Wie schnell muss das gelingen?
Je nachdem. Wenn Schnee in den Hals und in die Atemwege gelangt ist, zählt jede Minute. Nach fünf Minuten ist die Überlebenschance nämlich schon auf 50 Prozent gesunken.
Und wenn die Atemwege frei sind?
Dann hat man deutlich länger Zeit. Auch weil der Tiefschnee, wie schon erwähnt, nicht so kompakt ist. Jedoch kann man als Zeuge nicht wissen, in welchem Zustand die Person ist, die mit dem Kopf im Schnee steckt. Deshalb sollte man in jedem Fall umgehend reagieren.
Kann man irgendwie Zeit gewinnen?
Es gibt sogenannte Lawinenairbags. Das sind Rucksäcke mit Airbags, die sich innert Zehntelsekunden aufblasen können. Man muss hier aber den Handgriff rechtzeitig betätigen, damit das Aufblasen aktiviert wird. Bei einem Sturz ist das nicht einfach. Doch wenn es klappt, kann der Airbag verhindern, dass man nicht zu tief einsinkt.
* Name geändert