Der Top-Jurist schoss sieben Mal in den Kopf seiner Ex-Frau Tania L. (†41).

Gabriela Battaglia

Top-Jurist H.M.* (37) tötete vor zwei Jahren seine Ex-Frau im Treppenhaus in Genf (BLICK berichtete). Seit heute steht der Österreicher in der Rhonestadt vor Gericht. Die Anklage lautet auf Mord.

Die Details in der Anklageschrift sind schockierend: H.M. richtete seine Ex-Frau Tania L.* (†41) regelrecht hin.

Pistole auf Stirn und Schläfe

Der Ex-HSG-Dozent setzte seine Pistole an die Stirn von Tania L. und drückte fünfmal ab. Die erste Kugel drang zwischen den Augen des Opfers in den Kopf, eine zweite Kugel jagte er in die linke Schläfe.

Als Tania L. blutüberströmt am Boden lag, schoss H.M. weitere fünf Mal direkt in den Kopf der Ex-Frau. «Schon der erste Schuss zwischen die Augen war tödlich», heisst es in der Anklageschrift.

Durchgehend keine Erinnerung

«Ich kann mich nicht erinnern», so der Ex-Top-Jurist immer wieder während der zweistündigen Befragung durch die Gerichtspräsidentin. H.M. machte durchgehend Erinnerungslücken geltend. «Das weiss ich nicht mehr. Ich würde wirklich gern auf all ihre Fragen antworten.»

Er wirkte zunehmend genervt. «Ich frage mich, wieso ich seit zwei Jahren in U-Haft bin», sagte der Ex-Top-Jurist kühl. «Ich habe nie jemandem etwas zu leid getan.»

Erbitterter Sorgerechtsstreit

Tania L. arbeitete als Diplomatin für Mexiko in Genf. H.M. war zuletzt als Professor am Max-Planck-Institut in Bonn (D) tätig. Davor hatte der Wiener an der Hochschule St. Gallen (HSG) unterrichtet. Das Paar hatte sich bei der Scheidung einen erbitterten Sorgerechtsstreit um die beiden Kinder (heute 11 und 7) geliefert.

200 Stück Munition

H.M. hatte die Tatwaffe im Februar 2014 in Wien gekauft. «Ich kaufte die Pistole zum Schutz vor Räubern in der Wohnung meiner Eltern», sagte er.

Weshalb er die Pistole nach Genf mitnahm, konnte H.M. nicht beantworten. Zuvor hatte er in Wien noch ein zweitägiges Schiesstraining absolviert und 200 Stück Munition gekauft.

Erinnerungslücke auch bei Fussball-WM

H.M. reiste dann am 12. Juni 2014 mit dem Zug nach Genf. Am 13. Juni holte er seinen Sohn (damals 9) im Rahmen des Besuchrechts ab, um am Abend im Hotel ein WM-Fussball-Spiel anzuschauen. Welches es war, weiss der Ex-Top-Jurist auch nicht nicht mehr. «Ich erinnere mich nur, dass Deutschland die WM gewonnen hat.»

Als er den Buben zurückbrachte, richtete H.M. seine Ex im Treppenhaus hin. Sein Sohn und seine Tochter waren zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung. Um den Kindern den Anblick ihrer toten Mutter zu ersparen, holte sie die Polizei durchs Fenster ins Freie.

Kein Geständnis, keine Reue

H.M. zeigte im Gerichtssaal keine Reue. «Wenn ich so etwas getan hätte, wäre es schrecklich. Aber ich kann es ihnen nicht bestätigen, dass ich so etwas getan habe.» Er verstieg sich sogar in den Satz: «Weil ich mich nicht erinnere, kann ich auch nicht bestätigen, dass eine dritte Person da war.»

Die Mutter von Tania L. nimmt am Prozess teil. Ein Wort der Entschuldigung kam H.M. bisher nicht über die Lippen. «Ich sehe verschiedene Bilder, aber ich kann mich nicht erinnern, welches das Letzte ist.» Die Eltern und weitere Verwandte von H.M. sind aus Wien angereist.

Das Urteil wird am Freitag gefällt.